Konfusion bei der Namensgebung

Vom Sichelkamm zum Faulfirst

Der Leser erwarte hier nicht etwa die Schilderung einer Gratwanderung vom Sichelkamm bis zum Faulfirst; die wird wohl jeder unterbleiben lassen. Es handelt sich um einige Notizen über Namen und Höhenangaben in jenem von Touristen selten besuchten Gebiete. Wenn ich dabei zu einigen Bemerkungen der Herren Blodig und Stoop Stellung nehme, so geschieht dies keineswegs, um mich in die zwischen den genannten Herren bestehende Meinungsdifferenz zu mischen, sondern allein im Interesse der Sache. Dass ich überhaupt das Wort ergreife, mag seine Entschuldigung darin finden, dass mir jene Gegend während meines 4 ½ jährigen Aufenthaltes in dem, am Fuss des Gebirges gelegenen Grabs lieb und vertraut geworden ist, wenn auch nicht durch kühne Klettertouren, so doch durch zahlreiche Ausflüge.

Die Karten grösseren Massstabes, die uns für dieses Gebiet zur Verfügung stehen, sind folgende:
1. Eschmannsche Karte des Kantons St. Gallen, 1:25,000
2. Blatt IX der Dufourkarte, 1: 100,000
3. Blatt Bludenz und Vaduz der österreichischen Generalstabskarte, 1:75,000
4. Übersichtsplan der Ortsgemeinde Grabs von Ingenieur Sulser, 1:10,000

Die Kantonskarte von Eschmann …, ein für die damalige Zeit (1840-46) treffliches Werk, enthält im Gebiet der Grabser Alpen hinsichtlich der Namen und Höhen so viele Fehler, dass ihre Brauchbarkeit dadurch beeinträchtigt wird. Ihre Angaben wurden meist unverändert in die Dufourkarte hinübergenommen, und so kam es, dass in die letztere auch einige Kapitalböcke wanderten. Ich sehe daher in den vergleichenden Bemerkungen der ältern Nomenklatur mit der durch die spätere Revision festgestellten, von der Dufourkarte, wie auch von der österreichischen Generalstabskarte im allgemeinen ganz ab und greife auf Eschmann zurück.

Die Specialkarte von Sulser, deren Zweck hauptsächlich die Ermittlung des Wald- und Weideareals der Genossengemeinde Grabs war, enthält bei ihrem grossen Massstab manche willkommene Details. Leider sind die Privatalpen nicht aufgenommen, und da auch Sisiz eine solche ist, so fehlt das sehr interessante und jedenfalls am wenigsten bekannte Gebiet vom Sichelberg bis zum Faulfirst.

Das gewichtigste Wort hätte natürlich das Siegfriedblatt Bärschis zu sprechen. Allein wie man weiss, ist dieses mit unendlicher Sehnsucht erwartete Blatt noch immer nicht erschienen. Herr Stoop in Flums, der jene Gebirgspartie sehr genau kennt, ist indessen in den Besitz einer Heliogravure des nun zum Stich vorbereiteten Blattes gelangt und hat mir dieselbe in freundlicher Weise zur Einsicht zugestellt. Mein verehrter Clubgenosse wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich, bezugnehmend auf seinen Artikel in Nr. 8 der Alpina, über einige Punkte meine etwas abweichende Ansicht äussere. Der Kürze wegen möge die Eschmannsche Karte mit E., Blatt Bärschis (Siegfried) mit B. bezeichnet werden.

Herr Stoop ist nicht damit einverstanden, dass das Wort Sichelkamm auf B. als Gruppenname mehrere Gipfel, darunter auch den hohen Gemsberg umfassend, so sehr hervorgehoben ist. Auch ich hätte lieber eine andere Darstellung gesehen; aber die auf B. gebotene als unbegründet zu erklären, vermag ich nicht.

Der wahre Sichelkamm, der eigentlich allein die Ehre haben sollte, diesen Namen zu führen, ist ohne allen Zweifel jener Berg, an dessen Südwestabsturz gegen Wallenstadt die bekannten, so auffallenden Bogen (Sicheln) den Blick auf sich ziehen, indem das Schichtsystem der Kreide vom Neocom bis zum Seewerkalk auf sich selbst zurückgebogen ist. Aber diese schönen Sicheln sind auf der Grabserseite nicht sichtbar, und die Grabser nennen den Berg nicht Sichelkamm, sondern Schönplangg, obschon letzterer Name ursprünglich gewiss keinen Gipfel bedeutete. E. und B. haben die Bezeichnung der Grabser acceptiert und den Punkt 2271 Schönplank, resp. Schönplangg genannt.

Ferner kann ich versichern, dass in Grabs der ganze Zug vom Schönplangg weg bis zum Sichelberg eben recht oft einfach Sichelkamm genannt wird, namentlich von solchen, die sich um die Namen der einzelnen Gipfel nicht kümmern. In diesem Sinne wäre also hauptsächlich der hohe Gemsberg darunter verstanden. Ich möchte dieser Auffassung nicht das Wort reden und würde sie am liebsten verschwinden sehen. Sie ist mir aber öfters entgegengetreten, zuletzt noch vor wenigen Wochen, und dass sie thatsächlich vorhanden ist, darauf deutet doch wohl auch der Umstand hin, dass E. seinen höchsten Punkt des Gemsberges (2385 m) geradezu als Sichelkamm bezeichnet, während sein «Gamsberg» eine untergeordnete Rolle spielt. (Vergl. auch die Sulsersche Karte mit Sichelkamm als Guppenname).

Wo zwei Thäler durch ein Gebirge von bedeutender relativer Erhebung geschieden werden, da haben wir oft für die Punkte des trennenden Hauptgrates auf beiden Seiten verschiedene Namen. … Es wäre am richtigsten gewesen, den Punkt 2271 Schönplangg-Sichelkamm zu nennen und Sichelkamm als Gruppennamen wegzulassen. Ich stehe mit dieser Ansicht nicht allein. Ingenieur Simon hat derselben auf dem Alvier-Panorama Ausdruck gegeben.

Herr Stoop hält sich auch darüber auf, dass der Name Gamsberg in «Gemsberg» verdeutscht worden sei. Ich halte dafür, dass dem topographischen Bureau die Tendenz, gute Dialektnamen in Schriftdeutsch umzusetzen, nicht vorgeworfen werden kann. Auf der Nordseite ist eben «Gemsberg» faktisch gebräuchlich. Der Bewohner des Seez-Wallenseethales nennt die Gemse «Gamstier», wie der Bündner; der Grabser aber nennt sie «Gems» und den Berg, der von seinem Gemsenreichtum den Namen hat, «Gemsberg», und dies um so eher, als er in seinen Alpen noch einen «Gamsberg» hat, der nichts anders ist als der Gamserruck der Karte. Er unterscheidet zwischen Gemsberg und Gamsberg und aus diesem Grunde ziehe ich die erstere Bezeichnung für unsern Gipfelkamm vor. Auch die Sulsersche Karte giebt diesen Unterschied wieder. Natürlich hat diese Frage nur nebensächliche Bedeutung.

Scharf auseinander zu halten sind Sichelkamm und Sichelberg. Der Sichelberg, auch etwa Sichli genannt, liegt viel weiter östlich und ist vom Tresterkopf-Gemsberg durch den tiefen Einschnitt «Zwischen den Bergen» getrennt. Der letztere, sehr gute Name, den ich auch auf die Scharte 2161 des Hauptgrates angewendet wissen möchte, zu welcher das Trümmerthälchen hinaufführt, fehlt leider auf B. Es ist jene Scharte, von welcher aus Dr. Blodig im Jahr 1890 seinen ersten erfolglosen Versuch machte. Ob der Sichelberg von einigen Biegungen in den Neocomschichten seines Westabsturzes den Namen hat, kann ich nicht entscheiden. B. bringt ihn durchaus am richtigen Orte.

Glanenkopf und Rothenstein giebt E. ganz falsch an, d.h. er vertauscht sie geradezu. B. bringt nun den Glanenkopf durchaus an der richtigen Stelle. Es ist dies jener Gipfel, den man, was freilich die wenigsten Grabser wissen, von der Gegend der Grabser Kirche aus im Hintergrunde über dem Verbindungsgrat von Margelkopf und Tossen hervorgucken sieht, namentlich dann, wenn das trotzige Köpfchen schon beschneit ist, während der mehrere 100 m niedrigere Vordergrund noch keinen Schnee trägt.

Der Name Rothenstein kommt mir noch immer verdächtig vor. Ich habe denselben, trotz mehrfacher Erkundigung, in Grabs nie zu hören bekommen. B. bringt ihn nördlich vom Sichelberg, eben da, wo E. den Glanenkopf hatte. Der Schäfer in Sisiz, den ich nach dem Namen dieses Punktes fragte, antwortete mir: «Er heisst eben auch Sichelberg». In der That ist er nur ein Ausläufer desselben.

Der Punkt 2337, den E. total falsch als Faulfirst bezeichnete, ist nichts anderes als der Rosswies, wohl zu unterscheiden von einem andern nördlich vom Margelkopf gelegenen Rosswies. B. stellt die Sache nun richtig, wie ich aus persönlicher Nachfrage an Ort und Stelle weiss. Übrigens kannte schon Arnold Escher von der Linth den Namen Rosswies.

Den kleinen Faulfirst lässt E. als Punkt 2397 namenlos. Den wirklichen grossen Faulfrist bezeichnet er als Gärtlisegg mit der Zahl 2413 und erhebt durch diesen fatalen Fehler die ziemlich unbekannte Gärtlisegg zum höchsten Gipfel des ganzen Gebirges.

Vom Juni 1874 datiert der Vertrag des Kantons St. Gallen mit der Eidgenossenschaft betreffs Triangulation und Revision. Die Höhenzahlen stimmen nun auch nicht mehr mit E., und zwar sind sie für die höhern Gipfel meistens etwas reduziert worden. …

(Quelle: Alpina 1894. Von A. Ludwig, Sektion St. Gallen)

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Allerlei über die St. Galler Freiberge und das Blatt Berschis.

In der Abhandlung «Vom Sichelkamm zum Faulfirst» hat unser Herr Clubgenosse Ludwig einige helle Streiflichter geworfen auf das Centralgebiet der St. Galler Freiberge, über das bisher auf den Karten und in der Clubistenwelt unglaubliches Dunkel und Unwissen herrschte. Wer etwa meint, über dieses Gebiet bei den Wildhütern der Freiberge zuverlässige Auskunft zu erhalten, täuscht sich sehr. Diese Staatsangestellten versteigen sich weder in der Theorie noch in der Praxis in diese Höhen.

Bekanntlich warten wir auch schon seit vielen Jahren auf die topographische Karte von diesem Gebiet, nämlich auf die definitive Ausgabe des Blattes Berschis.

Berschis oder Bärschis? Urkundlich 1253 Bersinz, 1437 Berschis, 1458 Bersis. Allgemeine bisherige Schreibart, sowie Poststempel Berschis.

Die provisorische Ausgabe des Blattes Berschis weist noch verschiedene uns bekannte und wahrscheinlich noch mehr uns unbekannte Mängel und Fehler auf, welche in der endlichen Ausgabe nicht mehr vorkommen werden. Dann sind wir für das lange Warten entschädigt. So gehört z. B. der charakteristische Namen Tristenkolben zu Punkt 2179, nicht zu 2201. Der Pass zwischen Lüsis und Schlewiz heisst Niedere, nicht Hohe Niedere. Spizol, nicht Pizol heisst die Weide auf Schlewiz. Sichelkamm ist nicht ein Gruppenname analog Kurfürsten, nicht Churfirsten oder Curfirsten oder Kuhfirsten, wie der Volksmund und Nationalrat Geel überzeugend darthun. Sichelkamm ist der Berg mit den bekannten, weithin sichtbaren mächtigen Sicheln, die auch auf Bildern, z. B. auf dem Reklametableau des Glarner Verkehrsvereins vom bekannten Künstler Joachim Knobel, ja sogar auf der Karte deutlich bemerkbar sind. Gipfelpunkte des Sichelkamm sind 2130 und 2271. Schönplank ist kein Gipfel, sondern eine der vielen Rasenhalden am Sichelkamm, wie Falkla, Gassen, Schafzaun u. a. Der Sichelkamm geht vom Sattel Culms bis zum Einschnitt Kalttäli.

Gamsberg oder Gemsberg? Gamsberg ist alt, Gemsberg neu. Escher und Mösch reden vom «gewaltigen Gamsberg». Eschmann und Dufour schreiben Gamsberg. Auf unserer südlichen Seite erfordern Dialekt und ausnahmsloser Sprachgebrauch Gamsberg. Der Grabser Herr Major Hilty spricht und schreibt konsequent Gamsberg. Herr Reallehrer Rohrer in Buchs hält Gamsberg für richtig. Das topographische Bureau schreibt selbst wieder Gamsberg. Warum Gemsberg? Um einer Verwechslung vorzubeugen mit dem scheint’s auch Gamsberg genannten Gamsruck, auf den Kaiserruck, nicht Käserruck oder Käsernruck, und Hinterruck folgen. Die Alp Gams und Gamsruck haben mit dem Dorf Gams nichts zu thun. Auch eine Ableitung von campus = Feld ist unwahrscheinlich. Wenn der Grabser Dialekt wirklich Gems verlangt, sollen sie den ganz auf ihrem Gebiet liegenden Gamsruck Gemsberg statt Gamsberg heissen, uns dagegen die unsere Landschaft beherrschenden Sichelkamm und Gamsberg lassen.

Die Höhenangaben des Gamsberg schwanken für den gleichen, weder höchsten, noch zweithöchsten, noch dritthöchsten Gipfel desselben von 2368 – 2402. Es wundert uns, was endlich bleibt.

Tresterkopf gehört nicht zu Punkt 2340 (2344), sondern ist nur etwa 2000 m, auf der Sulserkarte richtig.

Sichelberg. Auch Herr Ludwig scheint sich dem Verdacht nicht verschliessen zu können, dieser Name könnte vom Sichelkamm über das Thälchen zwischen den Bergen herüber entlehnt sein, und dieser Verdacht wird fast zur Gewissheit, wenn auf Simons Alvierpanorama die leibhaftige Rosswies sich unverfroren und hofrecht als Sichelkamm ausgiebt, und zwar als echter Sichelkamm im Gegensatz zum quasi Pseudo-Schönplank-Sichelkamm. Wenn sich die mächtigen Felsensicheln nur auch so transportieren liessen. Ich möchte östlich vom Kalttäli weder von einem Sichelberg, noch von einem Sichelkamm, noch von einem Sichli oder Sichler etwas wissen. Ein Grabser bezeichnete mir sämtliche Berge, die er nicht kannte, prompt als Sichelkette.

Die Rosswies kann auch von Süden von der Weide Notz aus bestiegen werden.

Rotenstein. Dieser Herr scheint ewig zu schwanken. Eschmann und Dufour setzten ihn in den Besitz des schönen Felsenkopfes östlich Sisiz. Die neuen Topographen haben ihn auf den Pseudo-Glanenkopf verbannt. Auch da findet er keine Ruh und will weggesichelt werden. Die drei oder vier Spitzen zwischen Rosswies und Kleinfaulfirst scheinen noch ungetauft zu sein. Wie ich vermute, ist darunter eine unbestiegene. Notzberger und Guli heissen zwei, wollte mich einer belehren, dem ich aber nicht halb traue, weil er ein bekannter Lateiner ist.

Die Spitze des Kleinfaulfirst habe ich im Sommer direkt von Süden bestiegen, nicht gerade jedem zu empfehlen. Dagegen erschien mir der Aufstieg von der Schneezunge auf der Berschner Alp Malun, zwischen Gross- und Kleinfaulfirst im Morgenlicht viel gemütlicher als 1882 mein erster Abstieg nach Sonnenuntergang.

Der Grosse Faulfirst ist ein prächtiger Berg. Wie ich selber beobachtete, und wie mir Herr Ludwig bestätigte, wird der höchste Gipfel desselben lange nicht von allen Besuchern erstiegen. In einer Felsnische, westlich am Gipfel, war eine Flasche ohne Inschriften. An der Ostseite des Gipfels sind viele Edelweiss. Die Aussicht, sowohl ins Gebirge als namentlich in die umliegenden Thäler und Ortschaften und das schweizerische Mittelland, ist eine unerwartet schönere, als auf dem Alvier mit seiner Clubhütte. Nach einem breiten Intervall folgen die Gärtliköpfe, welche einen langen, scharfen Grat bilden. Ausserordentlich interessant ist der Südabhang der Gärtliköpfe; die Gärtli, eine grosse Anzahl steiler, mannigfaltiger Rasenplanken mit reicher Flora, worunter Alpenrosen und Edelweiss nebeneinander, in der That Gärtli. Der Abstieg durch die Gärtli auf Malun ist nicht schwierig, erfordert immerhin bei dem starken Gefäll, 500 m auf 400 m, Vorsicht und Furchtlosigkeit.

Nach einem neuen, dem tiefsten Einschnitt zwischen Sichelkamm und Lagauschla, erhebt sich der Krummenstein, auf dem Alvierpanorama merkwürdigerweise Malun genannt. Der Krummenstein ist der niedrigste Gipfel östlich vom Sichelkamm und wird deshalb selten bestiegen. Der folgende Einschnitt, Alfredsloch, wird hie und da von Palfries oder Malun aus als Aufstieg zum Alvier oder als Abstieg passiert und bietet im Winter eine prächtige Rutschbahn. Der eigentliche Weg von Palfries auf den Alvier geht bekanntlich weiter östlich durch das Kamin hinauf. Die letzte Erhebung dieser stolzen Kette ist Lagauschla, reich an Edelweiss. Lagauschla ist nicht identisch mit Kammegg, wie Blatt Berschis angiebt.

Die untere Alpenterrasse weist gegen das Sarganserland noch einige hübsche Erker auf, von denen Gunza und Tschugga die besuchtesten sind.

(Quelle Alpina 1894 von J. B. Stoop, Sektion Alvier)

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Aus dem Gebiet des «Blatt Bärschis» T. A. 256.

Nordöstlich vom Seezthal, der eigentümlichen Verbindung von Rhein- und Linthgebiet, erheben sich hohe Felsen, von Wald, Wiesen und Geröllhalden unterbrochen. Weisse Wasserfälle rauschen, besonders im Frühling, über gewaltige Wände ins Thal hernieder, von denen Ragnatscherbach, vordere und hintere Schreia, Milchbach und Berschnerbach sich durch Schönheit, Höhe und Fülle auszeichnen. Das ist der «untere Berg» mit seinen Erkern Cunza (Gonze T. A. entspricht weder der Phonetik noch der Etymologie von cunes, Grube, Erzgrube), Tschucca, Ronaberg, Spitzbühl, Strahleck, Älplikopf und Furclakopf. Auf diesem untern Berg breiten sich in weiter Terrasse die Alpen Balfris, Castilun, Malun und Sennis aus. Darüber erhebt sich der «obere Berg», eine vielgestaltige Kette mit den Gipfeln La Gauschla (La Gauschla, ältere Form; jetzige Generation spricht meistens die Gauschla), Alvier, Krummenstein, Gärtli, grosser Faulfirst, kleiner Faulfirst, Punkt 2305, Rosswies, Sichli, Gamsberg, Scheffberg, Sichelkamm. Von diesen ist allbekannt der Alvier wegen seiner schönen Aussicht und leichten Zugänglichkeit. Von Norden und Süden sind Wege erstellt worden. Auf seiner Höhe steht die am 30. Juli 1876 mit grosser Begeisterung eingeweihte Clubhütte, die eine Zeit lang sogar bewirtschaftet, aber schon 15 Jahre später vom S.A.C. als unnötig aufgegeben und vom Alvier-Club Werdenberg übernommen wurde. 1879 zeichnete Ingenieur-Topograph Simon im Auftrage der Sektion Alvier des S.A.C. ein grosses und schönes Alvierpanorama. Die übrigen Gipfel westlich vom Alvier, obwohl einige erheblich höher und auch in der Aussicht nicht nachstehend, blieben unbekannte Grössen, unbestimmt und unbekannt sogar dem Namen und der Höhe nach. Die Angaben in Karten und Literatur weisen hierüber so viele Widersprüche unter sich und mit der Wirklichkeit auf, wie für kein anderes Gebiet der Schweiz. Vergl. Karten von Eschmann, Dufour, Sulser, Simon, Siegfried. Selbst von Clubisten waren diese Gipfel so wenig gekannt und besucht, dass im Jahre 1891 (siehe Ö.A.Z. Nr. 344) Dr. Blodig Anspruch machte auf die „Erstbesteigung” des „gewaltigen Gamsberg”, wie ihn Mösch ohne Ironie nennt. Auch der grosse Faulfirst galt als ein schwieriger Berg; nur wenige rühmten sich, das Grätchen vor dem Gipfel überschritten zu haben. Besteigungen von der Südseite galten als unmöglich. Nur Jägern waren die Südabhänge der Gärtli, der Rosswies und des Gamsberg durch den faulen Gang bekannt. 1881 stieg ich vom grossen Faulfirst auf Malun ab, 1891 machte ich den Gamsberg mit L. Pfiffner und Th. Dulla zweimal vom Scheff, Abstieg östlich ins Thäli „zwischen den Bergen”, 1894 mit Dr. Haffter durch den faulen Gang, 1895 mit Spoerry durch die Kluft in der Westwand, 1894 und 1895 mit Dr. Haffter und Ingenieur Hardmeier über Goldloch und Felsenfenster, 1894 kleinen Faulfirst von Malun, 1895 Rosswies mit Vontobel und Heer von Malun mit Abstieg vom grossen Faulfirst auf Malun, 1896 Gipfel 2305 mit Vontobel von Malun. 1895 und 1896 haben die in der Clubistenwelt wohlbekannten Kletterer Dr. Gröbli und Veitl dieses Gebiet mit ihren Besuchen beehrt. Dr. Gröbli hat die Höhenangaben der Karten geprüft und auch nicht richtig gefunden. Er hat meine Behauptung, dass Gamsberg und Faulfirst nicht die auf den Karten angegebenen Differenzen 2363, 2385 bezw. 2413 aufweisen, bestätigt. Geologisch haben seiner Zeit Escher und Mösch, in den letzten Jahren Ludwig, Sektion St. Gallen, dieses Gebiet erforscht und beschrieben. Versteinerungen findet man viele in dem Thälchen zwischen grossem und kleinem Faulfirst, in das man rechts von der ausdauernden Schneezunge von Malun aufsteigt. Trotz der südlichen Lage und der relativ geringen Höhe vergeht der Schnee auch am Fusse des Gamsberg nie. In der Flora dieses Gebietes ist merkwürdig, dass das Edelweiss in den östlichen Gipfeln, vom La Gauschla bis zum Gipfel 2305 sehr häufig, in den westlichen, z.B. am Gamsberg, gar nicht vorkommt. Von den Alpenrosen kommt Rhododendron ferrugineum auf den Alpen, Rhododendron hirsutum auch im obern Berg vor. Der „untere Berg” weist eine üppige, fast südliche Vegetation auf. Am Fusse reifen Edelkastanien und Weintrauben. Es giebt kaum einen Wintermonat, in dem dort nicht blühende Pflanzen vorkommen. Aus der Tierwelt sind Gemsen hier ziemlich häufig. Früher waren Rudel von 30 und mehr nicht selten. In den letzten Jahren wurde ihre Zahl sehr vermindert. Im Herbst 1896 wurde für die östlichen Gipfel La Gauschla und Alvier der Bann aufgehoben. Gegenwärtig ist die Zahl der Gemsen in den Kurfirsten eine grössere, als in diesem Teile des Freibergs. Ich habe im Sommer 1896 zwischen Zustoll und Scheibenstoll 35 beisammen gesehen. Am Fusse der Gärtli hat man vor einigen Jahren eine Murmeltierkolonie angelegt, die sich seitdem vermehrt und verbreitet hat. Erwähnenswert ist aus dieser Gegend das immerhin seltene Vorkommen der Viper.

Die Unterkunftsverhältnisse in diesem Gebiet sind gute. Im Kurhaus Balfris findet man bei dem Clubgenossen Sulser sehr freundliche Aufnahme. In den Alpen Sennis und Malun sind die Alpknechte angewiesen, Mitgliedern des S.A.C. Nahrungsmittel und Nachtlager zu geben. Der beste Ausgangspunkt für dieses Gebiet ist die Eisenbahnstation Flums. Von da führt die Strasse am Fusse des St. Georgenberges, den Mösch eine Sphinxgestalt nennt, nach Berschis. „Droben stehet die Kapelle, schauet still ins Thal herab”, eine der ältesten noch stehenden Bauten der Schweiz, welche auf Kosten der Eidgenossenschaft erhalten wird. Fundort römischer Münzen etc. – Bei dem Clubgenossen Hobi zur „Linde” in Berschis kann sich der Tourist stets gute Wegleitung, auch kundige Führer und Träger verschaffen. Von Berschis gelangt man auf leichtem Wald- und Alpweg in 3 Stunden auf Sennis oder Malun und von dort in weitern 2-4 Stunden auf jeden beliebigen der zwölf Gipfel. Es lassen sich auch mehrere Gipfel an einem Tage machen. Sehr lohnend sind folgende Kombinationen: Goldloch – Gamsberg – Scheff – Kaltthäli – Sichelkamm – Culms – Wallenstadt, oder Sichelkamm – Voralpsee – Buchs, Rosswies – Sichli – kleiner und grosser Faulfirst – Gärtli – Malun – Balfris u.a.

Misslich ist, von diesem Gebiete gar keine auch nur annähernd richtige Karte zu haben. Lange schon warten wir auf „Blatt Bärschis”. … Vor Jahren war dasselbe in den Publikationen des eidg. topographischen Bureaus als in Bearbeitung, in nächster Lieferung erscheinend bezeichnet; jetzt nicht einmal mehr das. Es wäre interessant, etwas Authentisches über die Entstehungsgeschichte des „Blatt Bärschis” zu erfahren. Hoffen wir, unser Warten werde endlich belohnt durch ein vollkommenes „Blatt Bärschis”, das die Clubisten anregt, einem der schönsten und interessantesten Gebiete unseres Schweizer Vaterlandes endlich auch die verdiente Beachtung zu schenken.

(Quelle: S. A. C. Jahrbuch 1896. J. B. Stoop, Sektion Piz Sol)

Die verschiedenen Gamsbergrouten

Der dem edlen Grattier willkommene Gamsberg ist die stolzeste Figur in der östlichen Verlängerung der Churfirstenkette, überhaupt in allen Beziehungen eine imposante Berggestalt, und wird auch in neuerer Zeit hin und wieder von kletterlustigen Touristen besucht. Es ist schon ziemlich viel über den Gamsberg geschrieben worden; leider kann sich indessen der Fernerstehende über die Besteigungsmöglichkeiten anhand der stark zerstreuten vorhandenen Literatur nur schwer orientieren. (Ein Führer in Buchform besteht für dieses Gebiet noch nicht.) Deshalb dürfte eine Zusammenfassung alles Wesentlichen von Interesse und Nutzen sein.
Der scharfe Fels- und Graskamm des Gamsbergs weist drei markante und auf dem Siegfriedatlas, Blatt 256, kotierte Höhenpunkte auf: einen mittleren höchsten (2383 m) (früher wurde viel darüber diskutiert, ob der Gamsberg nicht noch höher sei als der benachbarte Faulfirst, 2385 m), einen westlichen mit Steinmann und Gipfelbuch versehenen (2368 m) und einen östlichen niedrigsten (2344 m). AIs Zugänge kommen sowohl die Nord- wie die Südflanke in Betracht; während jedoch die erstere gut ausgerüsteten Besteigern keine bedeutenden Schwierigkeiten darbietet, erfordert die Bezwingung der letzteren Schwindelfreiheit, Gewandtheit im Klettern und Ausdauer. An nördlichen Zugängen stehen zwei, an südlichen vier normale zur Verfügung.

Nordzugänge:

a) Aus der Gegend des Voralpsees über Langgner (früher in der Literatur Langenalp genannt) oder Sisizalp zur Geröllmulde „Zwischen den Bergen” und hinauf bis etwa 20 m unterhalb des Sattels 2170 (zwischen dem östlichen Gamsberggipfel und dem Sichli). Von da westlich zur tiefsten Mulde in der Ostflanke des Gamsbergs und durch eine lange, mässig geneigte Felsrinne – die tiefere linke im Sinne des Aufstiegs ist bequemer als der schmale Spalt zur Rechten, den ich mit meinen Clubgenossen W. Gemperli und Dr. P. Gysin am 23. September 1917 beging (Kletterschuhe und Seilgebrauch rätlich) – zum Hauptgrat und kurz darauf zum Ostgipfel (2344 m); dann auf dem schwindligen Grat, teilweise in die Nordflanke ausweichend, in kaum ¼ Std. zum Hauptgipfel (2382 m) und weiter wieder in einer leichten Viertelstunde zum Westgipfel (2368 m). Dies ist die beste und wohl älteste, schon früh von Gemsjägern begangene Route.

b) Aus der Gegend des Voralpsees über die Bühlen, oder von der Sennisalp über die Lücke zwischen Gams- und Schiff- (nach J. B. Stoop, Scheff-)berg. Zu dieser Lücke, Scheff genannt, gelangt man mühsam und steinschlaggefährdet (siehe „Alpina” 1900, Seite 90) auf den steilen Halden von Grossplangg und Sterenberg. Vom Scheff aus begeht man ein steiles Felsenband in der massiven Nordwestwand – am besten benützt man nicht den ersten möglichen Aufstieg, sondern den folgenden leichteren östlich davon (s. „Alpina” 1894, S. 127) – und dann den verwitterten oberen Teil in der Richtung auf den Grat östlich vom Hauptgipfel 2383 m, welch ersterer etwa in der Mitte zwischen Haupt- und Ostgipfel betreten wird. – Gleichfalls dahin kann man auch vom Tristenkopf (früher Tresterkopf geheissen) gelangen. Diesen Weg, welcher den Einheimischen schon längst bekannt war, beging hin und zurück am 11. Juli 1891 Dr. C. Blodig gemäss seiner Beschreibung in der Ö.A.Z., Nr. 344, die Ausgangspunkt eines erheblichen Federkrieges und vermehrter Gamsbergattacken wurde (s. Jahrbuch S.A.C. XXIX, S. 270, und kritische Bemerkungen dazu von J. B. Stoop in der „Alpina” 1894, S. 65 ff., und von A. Ludwig in der „Alpina” 1894, S. 130). Dagegen wählten am 15. August 1891 für den Aufstieg J. B. Stoop und Lukas Pfiffner, welche darüber in der „Alpina” 1894, S. 65, berichteten (siehe Jahrbuch S.A.C. XXIX, S. 270), vom Scheff das obgenannte steile Felsenband, für den Rückweg zum Scheff die nördliche Umgehung des Tristenkopfs.

Südzugänge:

1. Von Sennisalp wie bei b) über die steile Grashalde von Grossplangg gegen den Sterenberg, dann etwas ob der Kurve 1900 östlich umbiegend an die in mächtiger Wand abstürzende Südwestflanke des Gamsbergs, welche in der Mitte durch ein steiles Gras- und Felscouloir oder eine „Kluft” durchbrochen wird. Dieses Couloir, das laut Jahrbuch XXXII, Seite 357, im Jahre 1895 zuerst J. B. Stoop mit H. Spoerry und später Führer Conzetti benutzten, das aber durch Steinschlag gefährdet ist (s. „Alpina” 1894, S. 127), leitet am kürzesten zu der gut begehbaren Grashalde unmittelbar südlich unter dem Hauptgipfel 2383 m. Der Anstieg von Sennisalp zum Gipfel auf diesem Wege erfordert normal 4 Std.

2. Von Sennisalp geht man bis an den Fuss des unter 1. erwähnten Couloirs, dann, der Felswand entlang, in südöstlicher Richtung etwas abwärts, bis man linkerhand zu einem sehr schmalen unsoliden Rasenband, dem sogenannten Faulen Gang (wegen Abrutschgefahr nur bei trockenem Wetter und in gehörigem Abstand voneinander zu begehen !), kommt, der ansteigend auf die Südflanke des Gamsbergs führt (2 Std.), wo ein aussichtsreiches, hübsches Rasenplätzchen zu einer Frühstücksrast einlädt und von wo aus man ungefähr auf gleicher Höhe in der Mittelrippe der Südflanke des Gamsbergs ein Felsenfenster entdeckt, durch das der vom „Goldloch” kommende Weg führt. Der Weiterweg von diesem Rasenplätzchen bis zu der Stelle, wo das unter 1. genannte Couloir oben in die Grasflanke mündet, ist nicht bloss äusserst mühsam, sondern auch wegen der bröckeligen Beschaffenheit des schräg abwärts geschichteten Gesteins etwas gefährlich, erheischt zum mindesten volle Vorsicht. Man tut gut daran, bald nach rechts hinaus auf den Rasen zu streben, so dass man sichereren Halt gewinnt bis zum Hauptgipfel, der auf der Südwestseite betreten wird.
Die erste Besteigung des Gamsbergs auf dieser Route am 24. Juni 1894 wird im Jahrbuch XXXIII, Seite 349 ff., von J. B. Stoop (Sektion Piz Sol), Dr. E. Haffter (Sektion Rhätia) und Karl Wildhaber (Tscherlach) in Anspruch genommen (siehe auch „Alpina” 1894, S. 127).

3. Von Sennisalp über die Nutz- (nach J. B. Stoop Notz-) halde und einen Schutt- und Schneekegel an den Auslauf der steilen grossen Rinne, welche von P. 2170 zwischen Sichli und Gamsberg-Ostgipfel herunterkommt. Dort, wo auf dem Siegfriedatlas das erste o im Wort «Goldloch» steht, erfolgt gemäss einer gütigst zur Verfügung gestellten Routenbeschreibung des Herrn W. Gastpar (Sektion Toggenburg) der Einstieg über Lawinenschnee auf ein breites Plattenband (Kletterschuhe vorteilhaft). Das Band endigt in einem seichten Sattel eines Gratpfeilers der Südflanke. Dann auf schmaler Felsleiste einige Meter absteigend, eine Rinne querend, durch einen offenen Kamin in netter Kletterei zu dem unter 2. genannten Felsenfenster, das schon im oben erwähnten Sattel sichtbar ist. Das Fenster durchquerend erreicht man einen weiteren Gratpfeiler der Südflanke, der zirka 100 m weit verfolgt wird. Eine Traverse in nordöstlicher Richtung führt auf einen leicht begehbaren Gratrücken, der (im Siegfriedatlas deutlich eingezeichnet) im horizontalen Gipfelgrat zwischen Punkt 2344 und 2383 endigt. Etwa 3 Stunden von Sennis- oder Malunalp.
Auch für diese Route, die jetzt unter den Südanstiegen die gebräuchlichste ist, nehmen J. B. Stoop und Dr. E. Haffter im Jahrbuch XXXIII, Seite 349 ff., wohl mit Recht die Priorität für sich in Anspruch. Datum der Besteigung: 14. Oktober 1894 (siehe auch „Alpina” 1895, Seite 11).

4. Fast nur zum Abstieg kommt die unter 3. genannte Rinne bei Punkt 2170 gegen die Nutzhalde hinab, die man wohl füglich das Zürcher Couloir nennen könnte, in Betracht. Der Aufstieg ist nur möglich, wenn die grösseren überhängenden Absätze im untersten und unteren Teil des Couloirs mit Lawinenschnee ausgefüllt sind, also im Vorsommer oder in nasskalten Sommern. Sonst müssen Flankenumgehungen stattfinden (vgl. die Wege von Gröbli und Veitl weiter unten). Den ersten vollständigen Couloiraufstieg, ohne in die Flanken auszuweichen, machten nach nasskaltem Sommer am 2. Oktober 1910 die Sektion Uto-Mitglieder Joh. Riegg (der später beim Berninaabstieg verunglückte), W. Gemperli und P. Zündel. Sie waren laut mir gewordener Mitteilung um 6 Uhr 50 Min. von der Hütte auf Sennisalp zum Couloir abmarschiert, gelangten dort in einer Viertelstunde leicht über Schnee hinauf bis zur zweituntersten Abseilstelle (7 Uhr 50 Min.), welche sie nur mittels Achselstand überwinden konnten. –
Beim Abstieg geht es etwa 150 m über einen steilen Rasenhang (Steigeisen leisten gute Dienste!) hinunter; dann biegt man ein wenig links in die ziemlich schmale schutterfüllte Felsrinne ein, welche mehrmals von Felsabsätzen, 4, 5, 6, zuletzt 10 Meter hoch, unterbrochen ist, so dass also hier ausgiebiges Abseilen zu handhaben ist. Nach der höchsten untersten Stufe, welche bei aperem Zustande am meisten Mühe verursacht, betritt man den Schnee- und Schuttkegel, den Lawinen und namentlich bei Regenwetter fallende Steine bilden. – Schon am 15. August 1891 versuchten J. B. Stoop und Lukas Pfiffner hier abzusteigen, kamen aber nicht ganz hinab und kehrten wieder zum Sattel 2170 zurück (siehe „Alpina” 1894, Seite 65). Dagegen haben Dr. Gröbli und Dir. Veitl in den 90er Jahren und am 27. Juli 1913 eine Anzahl anderer Mitglieder der Sektion Uto S.A.C. dieses Couloir unter recht erschwerenden Umständen bezwungen. (Am 27. Juli 1913 brach plötzlich ein Gewitter aus, was einen beträchtlichen Sturzbach durch diese Rinne veranlasste; siehe die ausführliche Beschreibung von Aug. Lüssi in der „Alpina ” 1913, Seite 235 ff.). Eine interessante Bemerkung machte W. Gemperli, der diesen Abstieg nun schon zum drittenmal bewerkstelligte, und zwar zuletzt am 23. September 1917 mit den Clubgenossen Dr. H. Koenig, Dr. P. Gysin, Oberingenieur Lukas Meyer in Baden und mir, denen sich beim Abstieg noch die Herren W. Gastpar (Sektion Toggenburg) und Roth (Sektion Rhein) angeschlossen hatten. Die drei vorhergehenden Male fand Herr Gemperli um die gleiche Jahreszeit das Couloir bis weit hinauf zum Teil mit Schnee gefüllt, einzig bei unserer letzten Tour ganz aper, so dass früher die Abseilerei viel leichter war. –
In der „Alpina” 1894, Seite 124/25 und 129/31, berichtet A. Ludwig und im Jahrbuch XXXII, Seite 357, J. B. Stoop noch allerlei Beachtenswertes vom Gamsberg und seinen Nachbarn. Es sei auch auf einige ergänzende Mitteilungen über Besteigungen, Zeiten etc. in der „Alpina” 1901, Seite 158, aufmerksam gemacht.

Verschiedene Versuche und Varianten. Mir gegenüber sprach W. Gemperli von einem am 2. Oktober 1910 mit Joh. Riegg und P. Zündel erfolgten Versuche, zur Gewinnung des „Faulen Ganges” vom Westgipfel über die imposante steile Westwand, die in der damaligen Literatur mit der Südwestwand verwechselt wurde, direkt zur Schefflücke abzusteigen, welcher Versuch jedoch nicht ganz gelang wegen ungenügender Seillänge zum Abseilen im untersten Teile, wozu 60 m Seil erforderlich gewesen wären. Sie wurden, weil sie auch nicht mehr zurück konnten, in die Nordflanke hinausgedrängt und konnten dann dort erst schwierig, nachher leicht hinaustraversieren.

Zum Schlusse glaube ich, der alpinen Literatur im allgemeinen und den Freunden des herrlichen Gamsbergs im besonderen einen Dienst zu erweisen, wenn ich aus dem gütigst in meine Hände gelegten Tagebuch des im Jahre 1903 am Piz Blas verunglückten, ebenso erfolgreichen wie verdienstvollen Bergsteigers Prof. Dr. W. Gröbli (Sektion Uto) die den Gamsberg betreffenden, 5 Jahre lang mit äusserster Hartnäckigkeit wiederholten Versuche und Eroberungen hier wiedergebe. Ständiger Begleiter Gröblis war sein intimer Freund Direktor Jos. Veitl (Sektion Uto), ein vorzüglicher Kletterer, der namentlich durch seine vielen Dolomitentouren seinerzeit Aufsehen erregte. Sämtliche Gamsbergangriffe dieser beiden erfolgten von der Sennis-, bisweilen von der nahen Malunalp, welche jeweilen Samstag nachmittags auf vielen verschiedenen Wegen, meistens von Flums, manchmal aber auch von Walenstadt über Lüsis usw., oder von Sargans über Palfries erreicht wurden. Da das Kurhaus auf Sennisalp damals noch nicht bestand, wurde in einer der vielen Alphütten übernachtet. Ich lasse diese minder wichtigen Vorspiele und ebenso die öfters von Dr. Gröbli als Mathematiker vorgenommenen Höhenbestimmungen hier beiseite.

Versuch zwischen Goldloch und Zürcher Couloir, 12. Mai 1895.
Die verschiedenen Aufsätze über den Gamsberg in der „Alpina” hatten in Veitl und mir den Wunsch erregt, auch einmal den Gamsberg zu besuchen… Um 5 Uhr gehe ich vor die Hütte (auf Alp Sennis); es regnet. Immerhin ist der Gamsberg sichtbar. Nachher verschlafen wir uns etwas, so dass der Abmarsch erst 6 Uhr 51 Min. stattfindet. Wir wollten den Anstieg über das Goldloch nehmen, hatten aber freilich keine rechte Ahnung, wo es sei. Wir gingen ungefähr dem Bache entlang in nördlicher Richtung, immer suchend nach einem geeigneten Einstieg. Frühstücksrast 7 Uhr 52 Min. bis 8 Uhr 16 Min. am Fusse der Schlucht, die sich ziemlich genau nördlich hinanzieht. Zunächst nun ziemlich steil über Schnee hinan; dann kommen Felsen, erst leicht, dann schon ziemlich schwierig. Die enge Schlucht gabelt sich; wir wählen die zur linken, obschon ich die zur rechten für leichter halte. Ein Stück weit noch ordentlich, dann böse Partie. Veitl ist voraus, ich folge am Seil, das wir vor kurzem angelegt hatten, nach. Es wird etwas besser, aber bald kommen noch schlechtere Stellen: steile Hänge, teils Rasen, teils Fels, aber unzuverlässig. An einer Stelle will ich seitlich vorausgehen, aber nach wenig Schritten sind Veitl und ich ungefähr nebeneinander, und keiner darf mit Sicherheit den nächsten Schritt wagen. Hält der Griff, so ist’s gut; wenn nicht, dann kann keiner den andern halten. Veitl riskiert endlich seinen Schritt, und dann ist’s für mich keine Kunst mehr. Nun nicht mehr gerade schwierig. Um 10 Uhr 10 Min. ist die Scharte „Zwischen den Bergen” erreicht. Die Aufregungen der letzten zwei Stunden haben uns so zugesetzt, dass wir in der nächsten Viertelstunde alle Augenblicke ruhen mussten. Jenseits geht’s auf ziemlich flachem Schneefeld leicht hinunter. Wir sind wohl die ersten, die diese Passage gemacht haben. Herr Stoop versuchte einmal den Abstieg, kam aber nicht hinunter. Die Kirche Wildhaus ist sichtbar. Weiter 10 Uhr 23 Min. Wir verfolgen den Grat gegen Westen, müssen ihn dann verlassen, probieren erst links, müssen aber umkehren und das Schneefeld auf der Nordseite betreten. Ziemlich mühsame Schneestampferei und gegen den Schluss recht steil. Bevor wir den Grat wieder erreichen, noch über plattige Felsen schwierige Traverse. Um 11 Uhr 20 Min. sind wir auf einem Vorgipfel (gemeint ist der Ostgipfel, 2344 m). Man sieht noch den Rhein und Flums, aber sofort kommt Nebel und starker Schneeriesel. Veitl erklärt, nicht weiter zu gehen, und so, wie das Wetter ist, ist meine Lust auch nicht gross. Abstieg 11 Uhr 28 Min. In etwa 1/2 bis ¾ Stunden würden wir das Ziel jedenfalls erreicht haben. Höhe etwa 2300 m. Bald sind wir unten im Tälchen, dann folgen verschiedene Rutschpartien. Etwas links bleibt Alp Langen (Langgner), die zwei anderen Hütten (Dufourblatt 9, 1770 m) zur Rechten nicht sichtbar. Wir folgen dem Bache, der noch meist schneebedeckt ist, bis wir zum Wasserfalle kommen, oberhalb des Voralpsees, den wir schon ziemlich lange gesehen haben. Nun etwas hinan und östlich hinüber zum anderen Bach, der sich bald mit dem ersteren vereinigt. Um 12 Uhr 48 Min. sind wir am See. Das Wetter ist schon längst wieder gut geworden. Weiter 1 Uhr 15 Min.; herrlicher Marsch hinaus nach Grabs. Um 2 Uhr 59 Min. am Bahnhof Buchs. Heimfahrt in starkem Regen.

Versuch zwischen Goldloch und Zürcher Couloir, 18. Aug. 1895.
Wir brechen um 5 Uhr 10 Min. (von Sennisalp) auf, gehen den gleichen Weg wie im Mai, immer nach dem Goldloch ausspähend, und sind um 6 Uhr 16 Min. am Fusse der Schlucht, durch die wir damals anstiegen. Direkt durch die Schlucht geht der Weg jetzt kaum mehr wegen der Felsabsätze, die im Frühling der Schnee verdeckte; dagegen würde man etwas rechts ansteigen können und oben hineintraversieren. Wir wollen nun aber eine Schlucht etwas mehr links probieren. Der Anfang geht ganz gut; bald aber kommt ein Absatz, wo wir seitlich links ausweichen müssen. Ziemlich schwierig; ich ziehe die Schuhe aus und steige hinan; nachher folgt Veitl, der Kletterschuhe mitgenommen hat. Ich ziehe meine Schuhe wieder an, Veitl bleibt in den Kletterschuhen. Es geht wieder besser; nach einiger Zeit erreichen wir einen der herabziehenden Grate und könnten nun leicht in das Couloir vom Frühling hineinsteigen; wir halten uns aber links. Das Gehänge, Rasen und Fels, wird steiler, und endlich kommt eine Stelle, die uns, weil zu exponiert, zur Umkehr veranlasst. Ich notiere noch, dass wir den Anstieg in die Felsen 6 Uhr 56 Min. begannen und die Umkehr 8 Uhr 45 Min…. Ab Fels 10 Uhr 20 Min…. So wie wir uns vom Berge etwas entfernten, entdeckten wir auch das Goldloch. Das breite Band, das zu ihm führt, hatten wir wiederholt betrachtet, aber aus einer gewissen Entfernung schien es gar nicht gangbar zu sein…

Goldlochroute, 1. Sept. 1895.
Fort 5 Uhr 33 Min. (ab Malun). Rast beim Brunnen am Notz 5 Uhr 4 Min. bis 6 Uhr 13 Min. Wir beobachten 9 Gemsen, die sich oberhalb des Goldloches den Berg hinaufflüchten. Am Berg 6 Uhr 33 Min. bis 6 Uhr 34 Min. Das Band, das von ferne ungangbar erschien, ist ganz leicht im Anfang; später werden die Felsen etwas glatt, aber man kommt ganz gut hinan. Mit Kletterschuhen könnte man jedenfalls hinaufspazieren. Von 6 Uhr 51 Min. bis 7 Uhr sind wir im Goldloch, wo die von Stoop aufgehängten Porträts der Bundesräte noch sind. Bei der Fortsetzung kommen wir sofort zu einer Schlucht und erblicken jenseits in der Höhe das Felsenfenster. Wir klettern auf dieser Seite durch Legföhren und über Rasen hinan, in der Meinung, oben schon eine Traverse zu finden, sehen uns aber um 7 Uhr 25 Min. zur Umkehr genötigt. Beim Rückweg verliert Veitl seinen Hut wegen der Legföhren. Um 7 Uhr 33 Min. erfolgt nun der nicht ganz leichte Einstieg in die Schlucht durch ein abwärts führendes, schmales Band; dann geht’s ziemlich steil, aber nicht nennenswert schwierig über Fels und Rasen hinan. Rast 7 Uhr 50 Min. bis 7 Uhr 55 Min., ferner nach Passieren des Fensters 8 Uhr 8 Min. bis 8 Uhr 16 Min. Nun eine Strecke weit einen Grat hinan, dann allmählich etwas rechts haltend, mit einigen Schwierigkeiten, die sich aber bei besserer Kenntnis vermeiden lassen. Veitl wird wieder unwohl. Rast 9 Uhr 33 Min. bis 9 Uhr 47 Min., auf dem Gipfel 9 Uhr 56 Min. Eine Minute später auch Veitl… Ich gehe allein, da Veitl keine Lust mehr hat, hinüber zum anderen Gipfel, der Fahne und grossen Steinmann trägt. Ganz interessante, nicht schwere, aber Vorsicht erheischende Wanderung. Fort 10 Uhr 15 Min., drüben 10 Uhr 25 Min. bis 10 Uhr 30 Min. Die Fahne ist erst einige Wochen oben und schon zerrissen. Wieder auf dem Gamsberg 10 Uhr 38 Min. Ich wäre gern dahin gegangen, von wo wir im Frühling herkamen, aber Veitl wollte nicht, weil er darauf spekulierte, seinen Hut wieder zu bekommen. Fort 10 Uhr 50 Min., Felsenfenster 11 Uhr 33 Min. bis 11 Uhr 35 Min., Goldloch 11 Uhr 58 Min. bis 12 Uhr 1 Min., ab Fels 12 Uhr 9 Min.

Freitag, 11. Okt. 1895, Gamsberg geplant, aber wegen grossen Schneefalls Verzicht. – 30./31. Mai 1896 mit Veitl Absichten auf Gamsberg, Wetter zweifelhaft. Gamsberg hat noch viel Schnee. Darum Verzicht. –

Goldlochroute, 30. Aug. 1896, mit Veitl und Bäumler.

(Von Sennisalp) fort um 9 Uhr 18 Min. Rast zum Frühstücken 6 Uhr bis 6 Uhr 17 Min. Mein Plan war eigentlich gewesen, den Anstieg zum Pass „Zwischen den Bergen” zu machen, allein wir fanden schliesslich, es sei doch besser, über das Goldloch zu gehen. Einstieg in die Felsen (der Lawinenschnee liegt hier noch zirka 8 m tief) 6 Uhr 30 Min. bis 6 Uhr 33 Min. Im Goldloch 6 Uhr 58 Min. bis 7 Uhr 9 Min… Man kann Goldloch zu rund 1800 m annehmen. Um 7 Uhr 30 Min. sind wir in der Schlucht, von wo es nun zum Felsenfenster hinangeht, das wir 8 Uhr erreichen. Weiter 8 Uhr 8 Min. Beim Anstieg zum Gipfel gehen wir etwas zu weit hinan, ehe wir zum östlichen Rücken hinübertraversieren, und bekommen so einige unangenehme Stellen. Um 9 Uhr 32 Min. sind wir oben. Recht schöne Aussicht, herrlich namentlich die Glarner… Beim Aufstieg trafen wir gelegentlich kleine Flecken frischen Schnees; auf der Nordseite ist der Berg ziemlich stark verschneit bis gegen 2200 m hinab. Weiter 10 Uhr. Wir wollen nun den Grat in östlicher Richtung verfolgen, um zu dem Vorgipfel zu gelangen, den wir im Mai 1895 erreichten. Wir binden uns nun ans Seil, da der Grat gelegentlich verlassen werden muss und die Nordseite wegen des Schnees etwas unangenehm ist. Um 10 Uhr 37 Min. ist diese Umkehrstelle erreicht. Unter normalen Verhältnissen eine Viertelstunde genügend. Nun etwa 10 m absteigend; dann zieht sich fast ins Tal hinunter schnurgerade ein enger Riss, jetzt etwas schneeerfüllt, in dem man, weil er so schmal ist, gut hinunter kommt. Links sind alles glatte, plattige Felsen. Wir steigen etwa 70 m weit hinunter, bis wir rechts aussteigen und bequemeres Terrain finden. Ab Seil. Um 11 Uhr 2 Min. sind wir auf dem Sattel „Zwischen den Bergen”, ziemlich genau 2200 m. Weiter 11 Uhr 8 Min. Nach kurzer Zeit kommt ein Rudel von 8 Gemsen vom Gamsberg und stürmt gegen den Glanenkopf hinauf. Eine Gemse mit einem Jungen ganz nahe, vielleicht 100 m. 11 Uhr 43 Min. bis 11 Uhr 45 Min. sind wir bei den zwei Hütten von Langenalp (1770 m) und gehen nun hinüber zu dem Weg, der unter dem Kopf durchführt. 11 Uhr 51 Min. bis 11 Uhr 53 Min. beim Schlössli…; dann nach Grabs und Buchs hinab.

Goldlochroute im Nebel, S. Oktober 1897, mit Veitl und Amberg.
[Von Sennisalp] im Nebel fort 6 Uhr 7 Min.; am Berg 6 Uhr 53 Min. bis 7 Uhr. Im Goldloch 7 Uhr 14 Min. bis 7 Uhr 23 Min; im Felsenfenster 8 Uhr 4 Min. bis 8 Uhr 14 Min. Wir steigen wieder zu hoch hinan… Ich finde, es sei vorsichtiger, Amberg das Seil hinunterzulassen, wobei der Rucksack hinunterpurzelt… Um 9 Uhr 36 Min. war ich oben, die anderen etwa 5 Minuten später. Immer im Nebel. Weiter 9 Uhr 53 Min.; um 10 Uhr 8 Min. waren wir im Sattel, wo wir beim ersten Versuch umgekehrt waren. Weiter 10 Uhr 10 Min.; nun die Rinne der ganzen Länge nach hinab. Amberg und ich noch zum Grat „Zwischen den Bergen” hinüber, wo wir 10 Uhr 28 Min. bis 10 Uhr 29 Min. waren… Grabs 1 Uhr; Buchs 1 Uhr 40 Min.

13./14. Oktober 1897 zum Gamsberg, um den Rucksack zu suchen. Vergeblich.

Zürcher Couloir, 11. Sept. 1898, mit Veitl.
[Von Sennisalp] fort um 5 Uhr 36 Min. Wir wollen den Anstieg zum Pass „Zwischen den Bergen” wiederholen, den wir beim ersten Gamsbergversuch machten. Um 6 Uhr 34 Min. sind wir beim obersten Schneefeld, wo der Einstieg zu beginnen hat, und zwar auf der rechten Seite von unten gesehen. Der Einstieg geht hier nicht gut, da zwischen Fels und Schnee ein tiefes Loch ist. Veitl probiert an den Felsen (wie man nachher sah, dürfte es kaum gehen); ich gehe unterdessen etwas zurück, überschreite den Schnee und gewinne von links leicht den Einstieg. Ich gehe zurück und rufe Veitl, der nun auch kommt. Der Anstieg im Couloir geht erst leicht; dann kommt die böse Stelle, die wir am 12. Mai 1895 überwinden konnten, weil alles mit Schnee angefüllt war. Etwa 4 m über uns ist ein eingeklemmter Block; die Wände beiderseits sind fast senkrecht und bieten keine Griffe. Ein Sepp Innerkofler würde schon hinaufkommen; wir wollens nicht riskieren, da wir von unserem zweiten Versuch, 18. August 1895, einen anderen Zugang zum oberen Teil des Couloirs kennen. Ich trage noch nach, dass wir den Anstieg in der Schlucht 6 Uhr 46 Min. begannen, nach etwa 3 Minuten an der kritischen Stelle waren und etwa 5 Minuten später umkehrten. Wir mussten etwa 30 m absteigen, bis wir um 7 Uhr in die andere Schlucht einsteigen konnten. Auch hier geht ‘s erst leicht; dann kommt die schwierige Stelle, wo ich damals in Strümpfen anstieg, und zwar seitwärts rechts. Veitl will im Couloir selbst probieren, ich am alten Orte. Ich merke gleich, dass ich wieder die Schuhe ausziehen müsste und denke, ich wolle mal sehen, wie’s Veitl geht. Es geht schwer; nur dadurch, dass er auf meinen Pickel stehen kann, gelingt es ihm, hinaufzukommen. Ich dann am Seil nach. Fortsetzung wieder ziemlich leicht. Etwas nach 7 Uhr 40 Min. sind wir da, wo ins Hauptcouloir eingestiegen werden kann, und zwar müssen wir etwa 20 m absteigen. Um 7 Uhr 45 Min. sind wir im Couloir. Etwa 30 m unter uns befindet sich der Block, unter dem wir umkehrten. Der Anstieg im Couloir geht wieder eine Zeitlang gut, dann folgt wieder eine schwerere Stelle. Veitl probiert zweimal, muss aber beidemal zurück, weil der Sack sich einklemmt, resp. das zweitemal fällt er herunter. Nun probiere ich, allerdings ohne den Sack, und bin bald oben. Veitl reicht die Säcke und Pickel hinauf und kommt dann am Seil nach. Nun Rast 8 Uhr 30 Min. bis 8 Uhr 40 Min. Nach einiger Zeit gabelt sich das Couloir; wir nehmen nun das Couloir zur rechten, wie ich vor 3 Jahren schon wollte. Es geht recht gut; nur einmal kommt eine böse Stelle. Bei einer kleinen Gabelung meine ich, rechts sei’s besser, Veitl links. Ich sage, meinetwegen rechts oder links und steige links voran. Es geht erst ganz gut, und dann kommt die Schwierigkeit. Veitl meint, es gehe doch, steigt voran, sieht aber nun, dass es schwerer ist, als er dachte. Immerhin erzwingt er’s, und ich verlasse mich dann für einen Tritt aufs Seil. Von nun an (auch bald nach der Hauptgabelung schon) meist auf dem Rücken zwischen den beiden Couloirs, meist Rasen. An einer Stelle machen wir einen kleinen Steinmann. Ohne Schwierigkeiten zur Passhöhe hinan, die wir etwas rechts vom tiefsten Punkt erreichen, um 9 Uhr 50 Min. Rast bis 10 Uhr 7 Min. Nun hinüber zur Rinne, die wir der ganzen Länge nach benutzen. Rucksäcke und Pickel lassen wir zurück. Beginn des Anstieges 10 Uhr 13 Min., oben an der Rinne nach raschem Steigen 10 Uhr 33 Min. bis 10 Uhr 35 Min. Auf dem Gipfel 10 Uhr 48 Min. bis 11 Uhr 3 Min…. Wieder oben an der Rinne 11 Uhr 12 Min. bis 11 Uhr 13 Min. Bei der Langgner Alp 12 Uhr 4 Min. bis 12 Uhr 7 Min; am Bahnhof Buchs 2 Uhr 30 Min.

Scheffroute, 11. Juni 1899, mit Veitl.
[Ab Sennisalp] fort um 4 Uhr 50 Min., noch nicht ganz entschlossen, ob Anstieg durch den Faulen Gang oder vom Schiff her. Wir steigen rechts der Grossplangg hinan auf einem Rücken, der noch vom eigentlichen Massiv getrennt ist. Rast 6 Uhr 22 Min. bis 6 Uhr 23 Min.; Höhe 1989 m. Der Eingang zum Faulen Gang ist uns gegenüber, etwa 40 m tiefer, also 1950 m. Etwa 100 m höher, also rund 2100 m, ist ein weiterer Einstieg, durch die Felsenkluft, wie Stoop ihn nennt. Wir steigen nun allmählich gegen den Berg an, kommen schliesslich ganz an die Wand hinan, die von Punkt 2368 abfällt und erreichen ihr entlang um 7 Uhr 8 Min. die Lücke zwischen Gamsberg und Schiffberg. Wir gehen erst zum letzteren hinüber, sind dort 7 Uhr 13 Min. bis 7 Uhr 20 Min., wieder unten 7 Uhr 22 Min.; und nun der Nordseite entlang. Nach wenigen Minuten scheint ein Anstieg nicht sehr schwierig zu sein. Bei dieser Stelle 7 Uhr 26 Min. bis 7 Uhr 31 Min.; nun etwa 30 m Anstieg, dann wird die Sache so, dass wir umzukehren beschlossen. Es geht schon, aber wir müssen uns erst wieder trainieren. Wieder unten 7 Uhr 55 Min. Nun hinüber zum Rücken, der von den „Weissen Frauen” her kommt, und gleich jenseits Anstieg, um 8 Uhr 14 Min. Ohne erhebliche Schwierigkeit hinan; um 8 Uhr 48 Min. oben, ganz nahe dem höchsten Punkt. Um 8 Uhr 50 Min. hinüber zu Punkt 2368; dort 9 Uhr bis 9 Uhr 4 Min.; wieder zurück und ½ Minute später auf dem Gipfel… Ab Gipfel 10 Uhr; oben an der Rinne 10 Uhr 12 Min, und im Sattel 2170 von 10 Uhr 26 Min. bis 10 Uhr 30 Min. Nun auf der Südseite hinunter so, wie letzten Herbst hinauf; nach einiger Zeit meist in der Rinne. Alles ganz gut bis in die Nähe der schwierigen Stelle, wo wir von unten her mehr links gegangen waren. Die Rinne wird schwieriger; wir befestigen einen Seilring und gelangen mit einigen Hindernissen hinunter. Veitl liess mich zu weit absteigen; als er nachkam, reichte das Seil nicht, und ich musste wieder ein Stück hinan. Der untere Teil des Abstieges ganz leicht, weil alles noch tief mit Schnee bedeckt. Um 11 Uhr 40 Min. verlassen wir den Berg, suchen weiter unten Blumen und sind 12 Uhr 40 Min. in Sennis. Dr. C. Täuber (Sektion Uto).

(Quelle: SAC Jahrbuch 1918)

In der Churfirsten-Alvierkette

… denn was ich bieten kann, ist keineswegs ein geologischer Vortrag, sondern mehr nur ein Konglomerat von Bemerkungen über ein Gebiet, das ich allerdings mit Vorliebe begangen habe, und zwar hauptsächlich in jenem Teile, welcher als herrlicher Gebirgskranz den Hintergrund der tiefgelegenen Voralpsee-Mulde bildet und ihr seine Gewässer zusendet. Diese Gegend ist von hohem Interesse für den Botaniker, wie für den Geologen; nicht weniger befriedigt wird der Wanderer sein, welcher nur schöne Aussicht geniessen will. Auch der Freund des Klettersports findet hier Felsgerüste für seinen Thatendrang, und nur der Gletschermann wird seine Tummelplätze vermissen. …

… Allein die Hypothese über die Entstehung der Kettengebirge durch von unten wirkenden Druck, beziehungsweise durch Eruptivgesteine, hat heute den Boden gänzlich verloren. An ihre Stelle ist die Theorie der Faltung durch seitlichen Druck (Horizontalschub) getreten, … Dass aber auch die erstgenannte Hypothese auftreten musste, ist eine psychologische Notwendigkeit, ganz abgesehen von dem scheinbar dafür sprechenden Vulkanismus; denn der Mensch, der durch Experimente der Natur ihr Geheimnis abzulauschen sucht und die grossartigen Vorgänge in der Schöpfung sich im Kleinen veranschaulichen möchte, muss an einem Tuch, einem Teppich oder einer eigens zu diesem Versuch angefertigten Masse ja augenblicklich bemerken, dass auf zwei Arten Falten erzeugt werden können, entweder durch Druck von unten oder durch seitlichen Schub. …

… Wenn man von den Bergen zwischen Schilzbach und Weisstannenthal hinabsteigt ins Seezthal und dann am gegenüberliegenden Gehänge hinaufsteigt bis auf den Gipfel des Alvier, so durchläuft man eine vollständig normale Schichtfolge von stetig ziemlich flach gegen Nordosten abfallenden Schichten ohne jede zwischenliegende Störung, als einzig den Erosionseinschnitt des Thales. … Daran vermag die hohe kleine, normal nach Nordost streichende Falte des Sichelkammes … nichts zu ändern. Der ganze gewaltige Bergkamm von den Churfirsten bis in den Gonzen streicht eben als Ganzes samt den kleinern Jurafalten in seinem tiefern Teil und samt dem Kreidekomplex von Alvier und Kammegg und dem Kreidemantel bis nach Wartau und Buchs hinab thatsächlich von Nordwest nach Südost, um das Ende des Nordflügels der Glarner Doppelfalte herum angeschmiegt, also quer zum Säntis. Jene normal streichende Sichelkammfalte, sowie noch einige andere noch geringere Störungen von normalem Streichen erscheinen nur wie unbedeutende Runzelungen der Oberhaut in dem mächtigen Berggrat, Produkte der Kollision der normalen mit der abgelenkten Streichrichtung.
Das Seez-Wallenseethal wird also als Erosionseinschnitt angesehen. Es war zeitweilig das Thal des alten Westrheins, welcher einst aus Avers und Schams über den Kunkels floss, bis er durch einen über Reichenau ihm in die Seite schneidenden Arm des Ostrheins abgelenkt wurde. … Im untern Teil des Absturzes gegen das Seez-Wallenseethal treten die Jurabildungen hervor und reichen bis in ziemlich bedeutende Höhe. Östlich von der Gauschla tritt der Jura auf den Grat des Gebirges und bildet die prächtige, kraftvolle Gestalt des Gonzen, sowie die Abhänge gegen Trübbach hinunter. …

Die Fortsetzung des Gonzen aber finden wir im Fläscherberg an der Luziensteig.

Die Churfirsten-Alvierkette ist ein typisches Kalkgebirge. Da wechseln harte, feste Kalke mit weicheren, leicht verwitternden tonigen und mergeligen Schiefern. Der reiche Wechsel von verschiedenen Gesteinsstufen macht sich schon in der Terrassierung des Gehänges bemerkbar. Die harten Kalke bilden hohe, steile Wände; die weicheren, schiefrigen Schichten dagegen ertragen nicht so steile Böschung; als sanfter geneigte, mit Vegetation oder Schutt bedeckte Verwitterungsterrassen treten sie im Profil des Berges hervor, das sich als eine gebrochene Linie darstellt. Die Verwitterungsterrassen sind, im Gegensatz zu den Erosionsterrassen, niemals horizontal.

Das Gebirge ist ausgezeichnet durch seine sehr bedeutende relative Höhe. Aus der Region des Maises und des Weinstocks schwingt es sich auf zu den mit alpiner Flora gezierten Gebirgskämmen, die in ihren höchsten Erhebungen (Faulfirst und Gemsberg) die Ebene des Rhein- und Seezthales um 1900m überragen. …

Da, wo das oberste erratische Gestein sich findet, vielleicht noch etwas höher, muss der ungeheure Eisstrom, der aus dem Kanton Graubünden sich heruntersenkte, seine obere Grenze gehabt haben. … In der Churfirsten-Alvierkette hat natürlich die Höhe der Vergletscherung bedeutend abgenommen. Auf der Alp Malbun liegen die obersten, von der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft erworbenen Blöcke in einer Höhe von 1350-1370 Meter. Ein Block, der sowohl seiner hohen Lage als auch seiner Grösse wegen der Erhaltung würdig gewesen wäre, lag auf Gampernei, östlich von Bütz in einer Höhe von gut 1400 Meter. Er wurde leider im Frühjahr 1894 gesprengt und zu einer Baute verwendet. Am Grabserberg sah ich das letzte krystallinische Stück in einer Höhe von etwas unter 1300 Meter. Wir können also mit Sicherheit sagen, dass die Gletscherdecke im Werdenbergischen eine Mächtigkeit von mindestens 800 Meter hatte. Das Churfirsten-Alviergebirge ragte, umgeben von Rhein-, Linth- und Thurgletscher, als Insel aus dem Eismeere hervor. Ein überraschender Anblick müsste einem Sterblichen zu Teil geworden sein, dem es vergönnt gewesen wäre, von einer Höhe der Alviergruppe aus die Gletscherwelt des Rheinthals zu betrachten, in gewisser Beziehung ähnlich dem Anblick, den man heutzutage geniesset, wenn man im November und Dezember nach den Höhen steigt, wo blauer Himmel und Sonnenschein lachen, während das Nebelmeer in 400m dicker Schicht die Thalsohle verhüllt. … Kleinere Seitengletscher lagen vielleicht auch in den Thälchen Sisiz, Naus und Schlewiz. …

… Gewiss hat schon mancher Wanderer aufmerksam den Grabserberg betrachtet, jenes zwischen Simmi und Walkenbach sich erstreckende, breite und fruchtbare Gelände mit den zahllosen Heimwesen und den weiter oben liegenden Maienbergen. Die Grabser machen mit ihm sogar dem Heinzenberg den Rang streitig. In jüngster Zeit ist er auch zugänglicher gemacht worden durch Erbauung einer Strasse, die in landschaftlicher Beziehung unbestreitbar zu den schönsten und aussichtsreichsten der Ostschweiz gehört. Der südliche Nachbar des Grabserberges, der ebenfalls bewohnte Staudnerberg, bietet auch ein schönes Landschaftsbild, vermag aber mit dem ersteren keineswegs zu konkurrieren. Beide unterscheiden sich auf den ersten Blick von den Vorbergen bei Buchs, Sevelen und Wartau, die andern geologischen Stufen angehören. …

Sehr merkwürdig ist, dass an mehreren Stellen in dem Flyschschiefer ungeheuer grosse Blöcke fremdartigen Gesteines vorkommen, deren Herkunft man sich absolut nicht erklären kann und die zu verschiedenen, heute noch nicht abgeklärten Theorien Veranlassung gegeben haben. Gerade am Grabserberg findet sich ein ungemein interessantes Beispiel … das bei den Grabsern unter dem Namen Stein von Berglitten («unterm Stein») bekannt ist. … Man hat diese Vorkommnisse als «exotische Blöcke» bezeichnet, da sie weit von ihrer ursprünglichen Lagerstätte liegen …

Über die Maienberge aufsteigend, verlassen wir allmählich den Grabserberg. Der Wald ist hier stark zurückgedrängt worden … Oberhalb der Maienberge, in der Nähe von Gamperfin-Boden liegt ein mehrere Hektaren umfassendes Torfriet, dessen Ausbeutung seiner Zeit begonnen wurde, aber der weiten Entfernung und der zu hohen Transportkosten wegen nicht rentierte. Möglich, dass die Fortsetzung der Grabserbergstrasse hier eine Änderung bewirkt. … Durch das sogenannte Trämelries steigen wir hinauf nach Neuenalp, dem Obersäss von Gamperfin, und machen hier Halt, um dieses eigenartige Revier etwas näher zu besehen.
Das Gestein, auf dem wir uns befinden, ist der Schrattenkalk … Seine Oberfläche ist von zahllosen, mehr oder weniger tiefen Rinnen durchzogen, die in allen möglichen Richtungen verlaufen; grosse, tiefe Spalten durchsetzen den Felsen; rundliche, breite Rücken wechseln ab mit schmalen Furchen; messerscharfe Gräte, zackige Riffe, spitzige Köpfe, pfeilförmige Gebilde stehen überall hervor und sind oft nur durch einen dünnen Hals mit der kompakten Masse des Gesteins verbunden. Wo die Oberfläche stärker geneigt ist, ziehen parallele Furchen, kleine Wasserläufe, in der Linie des kürzesten Gefälls hinab und lassen zierliche Streifung entstehen. An andern Orten, wo die Oberfläche des Kalksteins fast horizontal ist, laufen die Rinnen und Rücken nach allen möglichen Richtungen ohne bestimmte Regel; mitunter ziehen sie sich von einem höchsten Punkte strahlenförmig nach allen Seiten. Dann findet man wieder Verwitterungsformen, die dem Wabenbau der Bienen ähnlich sehen (Steinwaben). Dabei ist zu beachten, dass das Ganze nicht etwa ein Trümmerfeld ist, sondern fest zusammenhängenden Fels bildet. Die merkwürdigsten Gebilde aber sind die weiten und tiefen Löcher, die verhältnismässig seltener, aber doch auf unserm ausgedehnten Karrenfeld in grosser Anzahl zu finden sind. Sie haben mehrere Meter im Durchmesser und oft bis 10 Meter Tiefe, gehen senkrecht in den Felsen hinab … Wollte man den Grund untersuchen, welcher bis tief in den Sommer hinein mit Schnee bedeckt ist, so müsste man Seil und Leitern haben.

… Versteinerungen sind häufig; auf dem frischen Bruche bemerkt man oft nicht viel davon; aber an der Anwitterungsfläche treten die Fossilien zahlreich hervor. Ein auch den Einwohnern bekannter Fundort ist die Alp Gampernei, besonders der «Kehr». Leider ist die Quantität grösser als die Qualität gut. … Die gesprengten Blöcke an dem 1894 zwischen Voralpsee und Roggenhalmsäge erstellten prächtigen Strässchen sind gespickt voll von Caprotinen. … Unser Gebiet enthält Stellen, die mit den berühmten Fundstellen am Altmann wetteifern. Eine derselben liegt an den «Weissen Frauen», einem pittoresken Grate, der vom Gemsberg sich nach Norden zieht und Langgen von Naus scheidet. Hartnäckiger Nebel verhinderte mich mehrmals, diese Örtlichkeit aufzufinden. Im Langgenthälchen sah ich viele Versteinerungen; sie sind aber so fest mit dem Gestein verwachsen, dass wenig schöne Exemplare zu erbeuten sind. Escher hat in den 1850er Jahren diese Gegend abgesucht. Der Schafhirte von Sisiz musste ihm ganze Lasten von Petrefakten auf einem «Räff» nach Buchs hinunter tragen. Der Reichtum an Arten soll sogar die Fundstellen am Säntisgebirge noch übertreffen.

Es hat wenig Wert, die Frage zu diskutieren, wo die Grenze zwischen den Churfirsten und der Alviergruppe zu ziehen sei. Als natürliche Grenze bietet sich auf der Nordseite überhaupt der Thalkessel des Voralpsees, und es fragt sich nur, ob von hier aus die Linie über die Schlewizer Niedere oder über Naus und Gulms zu ziehen sei. … Man könnte als Trennungslinie den relativ niedern, in Schrattenkalk eingeschnittenen Übergang der Schlewizer Niedere annehmen; denn in dieser Gegend fängt das Gebirge an, seinen Charakter etwas zu ändern. Der Hauptgrat springt im Zickzack von der geraden Linie ab, die er in den Churfirsten in fast rein westöstlicher Richtung hatte, und verläuft erst vom grossen Faulfirst an in grösserer Regelmässigkeit nach Südosten. … Auf der Südseite des Gebirges bezeichnet die ausgeprägte, weit sich hinziehende Terrasse, auf welcher die Alpen Tschingeln, Büls, Lösis, Sennis und Palfries liegen, ungefähr die Grenze zwischen Jura- und Kreidebildungen.

Noch viel eindringlicher als die Churfirsten lehrt uns die Alviergruppe, dass unsere Gebirge nur noch eine Ruine sind. … Die einstige zusammenhängende Decke von Seewerkalk ist hier nur durch klägliche Reste vertreten. Drei von diesen Resten liegen an topographisch sehr ähnlichen Stellen, nämlich diejenigen auf dem Kapf (Rosswies), auf dem Dossen (oberhalb Malbun) und auf Arin. Die Gaultrücken, von denen sie getragen werden, ziehen nach Nordosten und stürzen westlich in gewaltigen Steilwänden ab gegen die Thälchen des Voralpsees, von Valspus und Matschüel. Die Wand vom Kapf gegen Garnast hinunter ist der grossartigste Felsabsturz, den ich auf der Nordseite der ganzen Kette kenne. Da sind die Hauptstufen der Kreide entblösst und schon an der Abwechslung der Farben kenntlich (von oben nach unten: Seewerkalk hell, Gault dunkel, Schrattenkalk hell, Neocom dunkel). …

Die imposanteste Berggestalt der Churfirsten-Alvierkette ist unbedingt der Gemsberg* (Gamsberg 2385 Meter, Dufour). Als gewaltiges Trapez mit besonders steilem Westabfall, die stattlichen Breitseiten nach Süden und Norden gekehrt, präsentiert er sich dem Beschauer. … Gegen den Nordfuss fällt der einem Kirchendache vergleichbare Gipfelbau in einer Steilwand ab … Südlich von der höchsten Spitze bemerkt man eine Partie von Nadeln und Türmen. Der durchweg scharfe Gipfelgrat teilt sich im Osten. Der Hauptkamm zieht nach der Scharte «Zwischen den Bergen»; nach Norden aber springt der Grat des Tresterkopfs vor. Zwischen diesen beiden Gräten nun senkt sich ein ganz merkwürdiges, durch seine Regelmässigkeit auffallendes Felstobel nach Nordosten hinab. Seine rechte (südöstliche) Seite ist begrenzt von einem fast senkrechten Felswändchen, dann folgt ein plattiger, spärlich beraster Streifen, hierauf ein kaum fussbreite, wenig tiefe Rinne ** und endlich nochmals ein plattiger, aber durch Farbe und Kahlheit sich scharf abhebender Streifen.

*Auf die Frage, ob Gemsberg oder Gamsberg zu schreiben sei, die einmal Gegenstand einer Kontroverse war, lege ich selbstverständlich kein Gewicht. Ich ziehe die Bezeichnung Gemsberg vor, weil eben die Grabser den Gamserruck Gamsberg nennen und streng vom Gemsberg («Gämsberg») unterscheiden. …

**Diese Rinne ist gut gangbar und so einladend, dass ich bei meiner zweiten, allein ausgeführten Besteigung des Gemsberges am 16. August 1894 zuerst daran dachte, sie zum Aufstiege zu benutzen. Nur die Erwägung, dass es weiter oben kaum möglich sein dürfte, über die kahlen Platten wieder aus der Rinne heraus zu kommen, hielt mich schliesslich davon ab. Ich wählte dann den Aufstieg unmittelbar neben der Ausmündung des Felstobels. Hier gelangt man über einen plattigen Fels, der allerdings einige Vorsicht erfordert, ziemlich leicht auf einen Rasenfleck mit üppiger Vegetation. Von da aus giebt sich der weitere Aufstieg von selbst an die Hand. Es ist dies offenbar die leichteste Route. Diesmal überschritt ich den ganzen Gipfelgrat bis zum Absturz nach Westen (P. 2369 Dufour), wo Herr Stoop einen riesigen Steinmann erbaut hat. Das von Herrn Dr. Blodig in seinem Jägerhistörchen angeführte Rasenplätzchen, das ca. 30 m unter dem Westende des Horizontalkammes liegen soll, existiert nicht; es müsste denn darunter das leicht erreichbare Plätzchen gemeint sein, auf welchem jetzt der Steinmann steht. – Herr Blodig stieg von der Nordseite auf. Herr Stoop hat den Berg mehrmals von verschiedenen Seiten bezwungen und auch den grossartigen und interessanten, aber schwierigen Aufstieg von der Südseite ausgeführt. Schwindelfreien Berggängern sei die ungemein reizvolle und sehr lohnende Besteigung des Gemsberges warm empfohlen.

… Das zu der Scharte gleichen Namens hinaufführende Trümmerthälchen «Zwischen den Bergen» trennt den Gemsberg von dem gegenüberliegenden Grate des Sichelbergs (nicht zu verwechseln mit dem Sichelkamm). Auch hier beobachtet man fast senkrechte Schichtstellung. Der Grat nördlich vom Sichelberg wird jedem Besucher auffallen. Abgesehen davon, dass er durchbrochen ist, bietet er ein interessantes Bild durch mehrere riesige Tafeln von ungefähr 1 m Dicke, die in ziemlich grossen Abständen dem Westabhange wie hohe Mauern aufgesetzt sind. Es sind stehen gebliebene festere Schichten. …

Der grosse Faulfirst (2413 m Dufour, dort fälschlich als Gärtlisegg bezeichnet), der höchste Punkt der ganzen Churfirsten-Alvierkette, ist ebenfalls ein prächtiger Gipfel, wenn er auch nicht die gewaltigen Formen und Dimensionen des Gemsberges besitzt. Von Schaan oder Buchs aus gesehen erscheint er als fast bis oben grüne, feine und hohe Pyramide. … und es besteht, trotz des anrüchigen Namens, der oberste Teil thatsächlich aus festerem Gestein, als der Kamm des Gemsberges. … Der grosse Faulfirst ist mit Unrecht im Werdenbergischen als schwierig verschrieen. Wenn man den Nordostgrat zum Aufstiege wählt, so findet sich allerdings unmittelbar vor der höchsten Spitze ein schmales Grätchen, das für den nicht Schwindelfreien ohne Hilfe absolut unpassierbar ist. Es scheint aber nicht genügend bekannt zu sein, dass man diesen Grat gar nicht zu begehen braucht. Wenn man durch das Thälchen hinaufsteigt in die Scharte zwischen grossem und kleinen Faulfirst, so kann man von hier aus den grossen Faulfirst ohne jede Schwierigkeit und Gefahr betreten.

Werfen wir noch einen Blick auf den Zug vom Margelkopf bis zum kleinen Faulfirst. Der Margelkopf gehört nicht dem Hauptkamme des Gebirges an, zeichnet sich aber durch seine im Verhältnis zur vorgeschobenen Lage sehr bedeutende Höhe aus. Auf breiten, grünen Schultern erhebt sich, den Hintergrund von Valspus und das Rheinthal weithin dominierend, das weissgraue felsige Haupt. …

((ein Jahr später schreibt er in derselben Publikation:)) … Über den detaillierten Bau des Margelkopfs, der mich schwer geärgert hat, bin ich noch jetzt nicht im Klaren. …

… Der erwähnte Grat ((zwischen Glanenkopf und kleinem Faulfirst)) zeigt eine sehr malerische Partie. Wenn man im Thälchen westlich unter dem Grate steht, so sieht man zerfetzte Platten pyramidenartig kühn in die Höhe ragen. Steht man oben auf dem Grat, so zeigen sie sich als lange, dem Westabhang entsteigende meterdicke Mauern. Zwischen ihnen ziehen sich in gleichbleibender Breite eine Anzahl Hohlwege hinab. Auch hier witterten die weicheren Schichten heraus und liessen die widerstandsfähigeren Tafeln stehen. Diese Stelle ist eines Besuches wert und noch auffälliger als die auf gleichen Ursachen beruhenden, ähnlichen Bildungen am Sichelberg.
Zwischen dem Nordgrat des kleinen Faulfirst und dem Sichelberg liegt die ausgedehnte Sisizer Schafalp, im Hintergrunde beherrscht von einigen wenig bekannten Gipfeln (darunter Rosswies 2337 Meter).

… Touristisch wird das Gebiet vom Sichelkamm bis zum Faulfirst immer noch viel zu wenig gewürdigt. Abgesehen von dem Reize, den die Gipfelbesteigungen ausüben, sind schon die Aufstiege zu den Alpen höchst abwechslungsreich. Grossartige Scenerien bieten namentlich die Wege vom Voralpsee über Langgen oder über Garnast und Schlösslikopf nach Sisiz.

Auch wir wählen einen von diesen Wegen; denn unsere Wanderung geht zu Ende. Von den aussichtsreichen Höhen steigen wir hinab zu den Ufern des Voralpsees.

Er liegt 1103 Meter hoch, also so hoch wie Wildhaus und hat ungefähr ½ Quadratkilometer Fläche. Seine Umgebung hat bei aller Lieblichkeit einen vorwiegend ernsten Charakter, wozu die abgeschlossene Lage und die himmelanstrebenden Felsen der Ostseite nicht wenig beitragen. … Das Seebecken ist thalauswärts abgeschlossen durch einen hohen Trümmerwall, der sich da, wo der Weg darüber hinführt, immer noch ca. 80 Meter über den Seespiegel erhebt. Es hat keinen sichtbaren Abfluss. Das Wasser sickert durch den Wall wie durch einen natürlichen Filter, und erst einige Kilometer weiter unten, gegen die Roggenhalmsäge hin, treten die herrlichen Quellen hervor. An Quellwasser bester Qualität sind die Grabser wahrlich nicht arm. Der See ist aber auch ein willkommener Ableiter für Hochwassergefahr, die sonst bei dem grossen Sammelgebiete des Walkenbaches drohend werden könnte. Jenes hochgelegene Reservoir nimmt die einmündenden Wassermassen auf und lässt sie nicht so schnell wieder los. Es braucht schon unendliche Regengüsse, wie im Jahr 1889, bis das Dorf wirklich bedroht wird.

Den Trümmerwall und damit die Seebildung verursachte ein Bergsturz, der aus der Gegend der spitzigen Köpfe (Spitzköpfe) niederging, wo die Schichten des hohen Rückens von Rosswies und Gampernei sich gegen das Thälchen hinunter biegen. … Geschichtlich ist über den Bergsturz nichts bekannt.*

*Es existiert eine darauf bezügliche Sage, die in ähnlicher Form auch in andern Alpengegenden wiederkehrt: Wo jetzt der See liegt, war einst eine schöne Wiese. Ein Mädchen, das an der Grabser Chilbi dort heuen sollte, aber lieber mit dem Geliebten zum Tanz gegangen wäre, wünschte am vorhergehenden Tage voll Überdruss, dass die Wiese zu einem See werden möchte. In der Nacht erfolgte der Bergsturz, der das Mädchen sowohl als den Geliebten unter den Trümmern begrub. – Gewöhnlich hat bei solchen Katastrophen in den Alpen der Böse seine Hand im Spiel, und so finden wir denn auch hier an der steilen Seite im Absturzgebiet die «Teufelslöcher».
(A. Ludwig, Lehrer)

(Quelle: „Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft während des Vereinsjahres 1893/1894“ St. Gallen. Zollikofer’sche Buchdruckerei, 1895)

***

… Die Wildbäche, welche die rechtsseitigen Abhänge des Seeztales durchfurchen, haben einen grossen Teile ihres Sammelgebietes in diesen schiefrigen Schichten. In diesen Grenzschichten zwischen Jura und Kreide liegt auch das Gebiet des Bergrutsches von Tscherlach. Das Sturzmaterial ist meist bläulicher Schiefer. In den Jahren 1888 und 1889 löste sich ein grosser Teil der Felswände etwas östlich oberhalb Verachten ab und überschüttete die darunter liegenden Waldpartien. Im regenreichen Sommer 1889 durchweichten die abgestürzten und die darunter liegenden erdigen, auf steil abfallenden Felsen ruhenden Massen, gerieten in langsames Abgleiten, stürzten durch die engen Felstrichter und breiteten sich im Dörfchen Tscherlach als ungeheurer schwarzer Schlammstrom aus, gewaltigen Schaden anrichtend. Entwässerung und Erstellung einer gewaltigen Talsperre am Fusse des ganzen Bruches haben weitere Gefahr beseitigt.

Im gleichen Sommer 1889 wurde auch Bärschis verheert infolge eines Gewitters und Hagelschlages über den Alpen Sennis und Malun. Die kostspieligen Verbauungen des Bärschnerbaches (Voranschlag 283.000 Fr.) haben auch hier die Gefahr bedeutend vermindert. Die hintersten Verbauungen finden sich unter jenen dunkeln Schieferwänden, welche unter dem Namen „Schwarzrüfe“ bekannt sind und die Alpen Sennis und Malun von einander scheiden. Weil es hier an tauglichen Steinen fehlte, mussten die Blöcke für die Sperren vom Schuttkegel des kleinen Alvier hergeholt und auf einem extra erstellten Weg an den Rand der Schwarzrüfe geliefert werden. (Nach gef. Mitteilung von Herrn Ingenieur Bernet, der in der Sektion St. Gallen S. A. C. über die Wildbachverbauungen im Alviergebiete referierte.) Durch die letztere konnten sie nur mit grosser Mühe ins Bachbett befördert werden; denn diese Schieferwände sind lange nicht so steil, wie sie aus der Ferne aussehen, und es rollten die Blöcke keineswegs ohne Unterbrechung hinab. – Die Verbauungen werden auf lange Zeit hinaus ihre Wirkung nicht verfehlen; noch besser und vollständiger würde, wenn sie möglich wäre, die Wiederbewaldung des Abrissgebietes diesen Zweck erfüllen.

… Schönplank, Scheff und einige andere hochgelegene wilde Plätze dienten früher noch als Schafweide. Das hat jetzt aufgehört. „Unsere Berge sterben ab“, sagte mir wehmütig ein alter Senn.

… Es erhebt sich südwestlich vom kleinen Faulfirst ein überaus wilder namenloser Gipfel (P. 2305). Es ist der einzige höhere Gipfel der Alviergruppe, den ich nicht bestiegen habe, und seine Besteigung ist ohne Zweifel unter allen weitaus die schwierigste. Herr Stoop, ein eminenter Kletterer, hielt ihn von der Nordseite her für unbezwingbar und war der Ansicht, dass hier ausnahmsweise die Südseite mehr Aussicht auf Erfolg bieten dürfte, aber auch da nur mit scharfer Kletterei. Im Sommer 1896 gelang Stoop dann in der That die Besteigung des noch jungfräulichen Gipfels. Wollte man den Berg benennen, so dürfte die Bezeichnung „Breitwand“, wenigstens für den Anblick von der Nordseite, nicht unpassend sein. Mit seiner sehr steilen Schichtstellung scheint dieser Gipfel gar nicht in seine Umgebung zu passen. Ein Teil ist merkwürdig nach Süden vorgeschoben. Leider kann ich die Streichrichtung der Schichten, die sich der östlichen nähern wird, nicht angeben. Dennoch würde ich keinen Augenblick zögern, den Berg dem steilen Mittelschenkel der Faulfirstfalte zuzuweisen und ihn also tektonisch die gleiche Stellung einnehmen zu lassen, wie die stattliche Nordwestwand des kleinen Faulfirst. Nur das südliche Fallen der Schichten auf der Südseite des Berges kann ich mir noch nicht recht erklären; man müsste denn annehmen, es sei der Mittelschenkel hier noch überliegend, habe sich aber schon am kleinen Faulfirst senkrecht gestellt.
(A. Ludwig, Lehrer)

(Quelle: „Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft während des Vereinsjahres 1894/1895“ St. Gallen. Zollikofer’sche Buchdruckerei, 1896)

Der Voralpsee

… Der Voralpsee, 1116m hoch gelegen und entstanden durch einen vermutlich in postglacialer Zeit niedergegangenen Bergsturz vom Kapf («rote Wand») her, welcher eine Stauung der aus Schlewiz, Naus, Voralp etc. kommenden Bäche verursachte, hat trotz des beträchtlichen Wasserzuflusses keinen oberirdischen Abfluss. Das Wasser fliesst unten durch die Bergsturzablagerungen ab. Das ist wiederum der Grund, weshalb der See zu verschiedenen Zeiten sehr ungleiche Dimensionen annimmt. Im Frühjahr, zur Zeit der Schneeschmelze, umfasst die Seeoberfläche oft 250,000 m2 und darüber; die grösste Tiefe mag dann 20-30 m betragen. Ende Mai 1899 fand ich ihn in einer wohl selten vorkommenden Ausdehnung; ein grosser Teil der Voralp, also wirkliches Weideland, war unter Wasser. Leider hatte ich damals meinen photographischen Apparat nicht zur Stelle und war mir daher eine diesbezügliche Fixierung unmöglich. Ein ganz anderes Bild bot sich mir dar, als ich im Juli und August wiederum jenen Talkessel besuchte. Der See war successiv auf ¼ bis 1/5 der früheren Ausdehnung zurückgegangen, bis endlich am 12. September nur noch eine «Pfütze» zu sehen war. Mit dem ersten, Mitte September eintretenden Schneewetter fing er sodann wieder zu wachsen an und erreichte bald wieder die normale Grösse. Einen Älpler in Schlewiz, der mir mitteilte, er sei bereits schon 30 Sommer auf dieser Alp, befragte ich, ob während dieser Zeit der Voralpsee auch schon völlig ausgetrocknet sei. «Nein», sagte er, dagegen habe ihm sein verstorbener Vater erzählt, dass am Anfange dieses Jahrhunderts der See einmal ganz leer geworden sei. …

… Der Voralpsee ist bekanntlich eine sehr variable Grösse, und infolge seiner kolossalen Niveauschwankungen fehlt ihm denn auch eine charakteristische Uferflora vollständig; bald steht an seinem Rand eine Fichte im Wasser, bald bildet der Weiderasen seine Uferflora, bald wiederum sind es die nackten Steine, die ihn begrenzen. ….

… Der Voralpsee beherbergt keine Fische, weil sein Wasserstand zeitweise so stark zurückgeht, dass solche nicht existieren können, besonders aber auch deshalb, weil die Zuflüsse im Winter gänzlich versiegen, zu Eis werden, was bewirkt, dass nicht nur kein Wasserzufluss unter die Eisdecke stattfindet, sondern auch keine Luftzufuhr; bei gänzlichem Luftabschlusse können aber Fische selbstverständlich nicht am Leben bleiben. Im Sommer wäre der See eine Zeitlang für Fischaufzucht (Bachforellen, Regenbogenforellen, Karpfen etc.) gewiss sehr geeignet. Und wirklich beschäftigt sich das kantonale Oberforstamt, einer privaten Mitteilung zufolge, auch schon damit, den Voralpsee während des Sommers für Fischereizwecke – Aufzucht von einsömmerigen Edelfischen oder zur Gewinnung von Speisefischen – nutzbar zu machen.

(Quelle «Das Curfirstengebiet in seinen pflanzengeographischen und wirtschaftlichen Verhältnissen», dargestellt von Dr. Gottlieb Baumgartner. Inaugural-Dissertation. St. Gallen. Zollikofer’sche Buchdruckerei, 1901)

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Der Thalkessel des Voralpsees ist von wunderbarem Reiz. Steht man östlich des Sees oder auf der «Höhe», so bilden die kühnen spitzigen Köpfe, die hohe und weit sich hinziehende Kapfwand, der gewaltige Gemsberg, der elegante Schönplank-Sichelkamm, der pyramidale Bau des Glatthaldenstockes, der trotzige Turm des Tristenkolben mit dem anschliessenden Rosenboden und die an Tafelberge erinnernden Gestalten des Kaiserruck und Gamserruck ein überaus fesselndes Panorama. Ich konnte mich, als ich an einem schönen Sommerabend für einige Zeit von dem Gebiete Abschied nahm, an dem herrlichen Bilde nicht satt sehen.

Als ich im Herbst den See nochmals besuchte, bot er einen gar seltsamen Anblick. Er war fast ausgetrocknet, nur noch einige kleine, ganz seichte Tümpel erinnerten an seine Existenz. Der fast ebene Seegrund sah aus wie eine grün-gelbe Wiese, da er von kleinen Pflänzchen ganz bedeckt war. An vielen Stellen war er, trotz des Regens vom 4. Oktober, von zahllosen, durch die vorangegangene lange Trockenperiode verursachten Rissen durchzogen. Die Gräben der einmündenden, jetzt fast versiegten Quellbäche waren weithin zu verfolgen. …
(A. Ludwig, Lehrer)

(Quelle: „Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft während des Vereinsjahres 1894/1895“ St. Gallen. Zollikofer’sche Buchdruckerei, 1896)

Verschwundene Schalensteine auf dem Alvier

Im Steigs, etwa zehn Minuten oberhalb Mels, kam seiner Zeit bei Anlegung einer Strasse durch das Weisstannenthal ein Felskopf, aus Sernefit bestehend, zum Vorschein, welcher «eine Menge» kreisrunder Schalen, nebst andern Zeichen aufwies. Unter letztern Sculpturen befand sich auch ein dreifacher Ring, ein damals für die Schweiz höchst seltenes Vorkommniss. …

… Eine weitere Enttäuschung erlebte ich noch in den St. Galler Bergen. Mein Freund, Herr Ingenieur Siegfried Abt, … betheiligte sich an der topographischen Aufnahme für die schweizerische Karte und bemerkte bei dieser Gelegenheit in der Alp Malschül, auf dem Alvier, drei zusammen gruppirte, erratische Blöcke, wovon einer 3 Schalen und einen Kreis, zudem mit einer concentrischen Vertiefung, der zweite ebenfalls 3 und der dritte 5 Schalen aufwies. Der Weg von Wallenstadt über den Alvierpass nach Buchs ist keine Kleinigkeit, besonders wenn man Tags zuvor express zu diesem Zwecke von Genf aus dorthin gereist ist. Man kann sich daher die höchst unangenehme Ueberraschung denken, wie wir (Herr Abt begleitete mich auf dieser Excursion) die betreffende Stelle erreichten und die Steine nicht mehr, dafür aber eine nagelneue Sennhütte trafen. Einer der dort anwesenden Küher bemerkte uns denn auch sofort, dass die drei Blöcke mit noch andern der Umgebung gesprengt und zu Mauern verwendet worden seien.

Die Alp Malschül liegt in einer riesigen Bergmulde, hoch über dem Rheinthal, aber doch schon bedeutend unterhalb der Passhöhe des Alvier. Der Verlust der genannten Sculpturen ist um so mehr zu bedauern, als solche bis jetzt in der Ostschweiz sehr selten vorkommen und dann besonders auch wegen der engen Beziehung der Stellen Malschül und Mels, oder Weisstannenthal zu einander. Vorarlberg, Rheinthal und die Bodenseegegend stehen mit dem Wallenstadtsee-Thal durch den Alvierpass in Verbindung. Die Alp Malschül mit den Sculpturenblöcken war, und ist heute noch, eine ausgezeichnete Orientirungsstelle, von wo aus zwei Wege nach dem Passübergang führen. Auf der andern Seite im Thale angelangt, steuert man über Mels dem Weisstannenthal zu und erreicht auf diese Weise endlich das Glarnerland. Diese kurze Angabe mag genügen, um die Anwesenheit von vorhistorischen Sculpturen auf der Alp Malschül noch mehr zu begründen. Auch im Wallis wurden die bedeutendsten ähnlichen Monumente immer an Passwegen gefunden. Die selbst sehr schwierigen Uebergänge reichen sicher in die Zeit der frühesten Bewohner hinauf …

(Quelle: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde, Band 7 1892-1895, B. Reber)

Unglücksfall am Gamsberg

Alpine Unglücksfälle:
10. Oktober. Gamsberg (St. Galler Oberland). G. B. Litscher, Kunstmaler, 47 Jahre alt, ein tüchtiger Bergsteiger, auch als Alleingänger bekannt, wollte von Palfris aus den Gamsberg auf dem Wege über das Goldloch ersteigen und wurde am 15. Oktober als Leiche etwa 100 Meter westlich vom Goldloch, im Couloir zwischen Goldlochgrat und Fenstergrat, etwa 12 Meter unter dem Einstieg in die Felsenrinne aufgefunden. Der Absturz erfolgte wahrscheinlich am Goldlochgrat ob den letzten Legföhren in der Höhe von etwa 2000 Metern, da, wo der Grat abbricht. Vermutliche Höhe des Absturzes etwa 80 Meter. Neben der Leiche lag ein grosses Rasenstück, dessen Ausbrechen vielleicht den Sturz veranlasst hat. Der Gamsberg, ein Kletterberg, bietet verschiedene Anstiegsrouten; die von Litscher gewählte gehört zu den schwierigeren.
(Quelle: Jahrbuch 1899)

Unglücksfälle
Dienstag den 10. Oktober verlor Gottfried Bernhard Litscher, Kunstmaler in Sevelen, durch einen Unglücksfall am Gamsberg das Leben. Über die nähern Verumständungen des traurigen Falles, sowie über die Person des Verstorbenen werden wir in der nächsten Nummer einen ausführlichen Bericht bringen.

Unglücksfall am Gamsberg. Gottfried Bernhard Litscher, Kunstmaler von Sevelen, Mitglied der Sektion Piz Sol S. A. C., verliess Montag, 9. Oktober 1899, nachmittags, Sevelen. Er sagte zu seinem Freund und Clubgenossen Johannes Tischhauser, er gehe auf Palfries, werde im Kurhaus übernachten, am folgenden Tag den Gamsberg über das Goldloch machen und dann wieder heimkehren. Er erkundigte sich bei Tischhauser, der Messgehülfe bei der topographischen Aufnahme des Blattes Berschis war, über die Südseite des Gamsbergs. Tischhauser gab ihm den Rat, vom Nutz, 1693 m, aus den Aufstieg zu bestimmen. Dienstag am 10. Oktober war ein heller, kalter Morgen und den ganzen Tag Sonnenschein; ähnlich die zwei folgenden Tage.
Donnerstag 12. Oktober, abends 8 ¼ Uhr, telephonierte man mir von Sevelen, Litscher sei noch nicht zurückgekommen. Es wurde Hülfe angeordnet. Zwei Abteilungen kamen von Sevelen, die eine mit Tischhausers Sohn über Sisiz, «zwischen die Berge», um von dort aus die Nordseite des Gamsbergs bis zum Scheff, die andere mit Tischhauser Vater über Malun nach Sennis, um die Südseite abzusuchen. Ich stieg mit einem Mann von Flums hinauf und traf mit Clubgenosse Tischhauser und seiner Abteilung zusammen. Es regnete heftig. Wasser und Steine rieselten durch die steilplattigen Felsen und Klüfte herab. Ein Aufstieg in die 600 m hohe, schroff zerrissene Südwand hätte zwecklos weitere Leben gefährdet. Man suchte den Fuss des Gamsbergs vom Couloir zwischen Sichli und Gamsberg, im ganzen weiten Bogen bis herum hoch über die Spitzplank zwischen Gamsberg und Sichelkamm ab, jeden Bergschrund und besonders auch die tiefen Randklüfte und Löcher zwischen den Felsen und den am Fuss des Gamsbergs liegenden mächtigen Schneeresten. Die untern Partien des Gamsbergs mit den Feldstechern abzusuchen, war wegen des beständigen Nebels nur kurze Zeit möglich. Da der Regen in der Höhe in Schnee überging, kehrten wir, bis auf die Haut durchnässt, nach Flums zurück, machten dem Bezirksamt Sargans und dem Gemeindeamt Wallenstadt Anzeige, sowie für den Fall, dass Litscher gegen sein anfängliches Vorhaben sich noch zu andern Touren entschlossen hätte, auch den Nachbarsektionen Toggenburg, St. Gallen und Tödi.
Samstag, 14. Oktober, war Neuschnee bis 1200 m herab und eine Bergung auf der Südseite absolut unmöglich. Man benutzte den Tag, die wenigen Leute, die für vorliegende, ganz ausserordentliche Aufgabe in Betracht kommen konnten, in Dienst zu nehmen und sich mit der zur Bergung erforderlichen Ausrüstung zu versehen.
Sonntag, 15. Oktober, stieg ich mit Litschers Stiefbruder, mit Clubgenosse Johannes Tischhauser und seinem Sohn, Georg Tischhauser, mit Lukas Pfiffner und Anton Wildhaber von Flums hinauf. Wir fanden Litscher schon vormittags 10 ½ Uhr, und verständigten nach Abrede den auf der Laue zurückgebliebenen Stiefbruder, welcher mit dem Bericht bald nach Mittag in Flums ankam, worauf durch Verwandte und den Sektionsvorstand weitere Anordnungen getroffen wurden. Litscher lag an der vermuteten Stelle, etwa 100 m westlich vom Goldloch, im Couloir zwischen Goldlochgrat und Fenstergrat, etwa 12 m unter dem Einstieg in die Felsenrinne und 4 m unter dem Übergang in derselben. … Der Tote lag auf dem Rücken, ein wenig auf die linke Seite gedreht, Kopf thalwärts; Gesicht gerade aufwärts, nicht entstellt, wenig verletzt; … Bei der Leiche lag ein grosses Rasenstück. Die goldene Uhr in Lederetui 4 m höher, Glas zerbrochen, Zeiger auf 2 Uhr 7 Minuten, abgelaufen, … Rucksack etwa 25 m höher in der steilen, rauhen und nassen Felsrinne, in einer kleinen Mulde, etwas zerrissen, Inhalt Nahrungsmittel für einen Tag, zerschmetterte Glasflasche, Laterne, Karte und übliche Touristenrequisiten. Litscher war immer auf das sorgfältigste ausgerüstet, selbst der Fingerhut fehlte nicht.
Die Absturzrichtung war also bestimmt. Wahrscheinlicher Beginn des Absturzes am Goldlochgrat, ob den letzten Legföhren in der Höhe von etwa 2000 m, wo der Grat abbricht. Vermutliche Höhe des Absturzes … etwa 80 m. Über den Hergang können mangels Augenzeugen nur Vermutungen und Schlüsse gemacht werden. Es galt nun, die Leiche unseres Freundes zu bergen. Bei dieser entsetzlichen Arbeit wurden wir gestört durch fallende Steine, die von einem 400 m ob uns liegenden, schmelzenden Schneefleck abgelöst, wie Geschosse summend über uns hinflogen.
Wir legten den Körper auf eine Blahe, brachten die Glieder in passende Lage und wickelten die Leiche sorgfältig ein.
Wir hoben den Körper zuerst auf den 4 m höheren Übergang. Da begannen die Schwierigkeiten. Der Ausstieg aus der Schlucht ist nur wenige Centimeter breit und der Felsen mit scharfen Platten überhängend. Gletscherseil und Stricke fanden überall Widerstand, weshalb wir mit vollem Kraftaufwand ziehen mussten, so dass zu befürchten war, das Seil könnte an den vorstehenden scharfen Platten durchschnitten werden. Es war die grösste Vorsicht geboten. Wir befanden uns in einer sehr steilen, lockeren Grashalde, über 200 m tiefem Abgrund. Ein unerwarteter Ruck oder ein Seilreissen hätte uns hinabgeschleudert. Es ging. Doch auch der Transport durch die steile Grashalde war gefährlich, namentlich deshalb, weil es nicht möglich war, die Last auf alle gleichmässig zu verteilen. Wir versuchten Stützpunkte zu gewinnen durch Einschlagen von Pflöcken, die wir aus den Legföhren westlich vom Goldloch gehauen, aber die Rasenschicht war viel zu dünn, dieselben zu halten. Wir gingen langsam und ruckweise noch etwas vor, knüpften dann die Seile zusammen, die nun bis zu den Legföhren langten, an denen wir jetzt wenigstens einen sicheren Halt fanden. So wurde der Transport bis zum Goldloch fortgesetzt, wo wir uns erholten. Der Abstieg vom Goldloch war verhältnismässig leichter. Bis unten an die Laue mussten wir die Leiche abseilen, von da trugen wir sie zu vieren in die Alp Sennis hinab, wo uns durch Beat Hobi von Berschis ein Schlitten gebracht wurde. Auf Tannenäste gebettet, mit Tannenzweigen bedeckt, schlitteten wir den Toten zu Thal.
Nach Verhör der Teilnehmer durch das Bezirksamt und nach amtlicher und ärztlicher Leichenschau wurde der Körper in den Sarg gelegt und noch am gleichen Abend mit Fuhrwerk nach Sevelen in Litschers Haus gebracht. Mittwoch, 18. Oktober, wurde Litscher beerdigt. … (J. B. Stoop)
(Quelle: Alpina 1899)

Tourenberichte:
Gamsberg, 2383m. Touristen, welche diesen Berg von der Südseite, also von der Eisenbahnstation Flums aus besteigen wollen, werden aufmerksam gemacht, dass der Aufstieg durch die Spitzplank zum faulen Gang, zur Kluft und zur Schefflücke seit einiger Zeit durch vermehrten Steinschlag gefährdet ist. Der sicherste Aufstieg auf der Südseite ist beim Goldloch, durch das Felsenfenster auf dem Fenstergrat, und auch da nur für furchtlose, geübte Kletterer ratsam. Führer für diese Route giebt es bis jetzt keine.
(Quelle: Alpina 1900, J. B. S.)

Bummeltour nach dem Gonzen etc.

Sektion Alvier. Dieser Benjamin des S. A. C. hat bereits die Knabenschuhe angezogen und damit eine Bummeltour nach dem altbekannten Eisenbergwerk am Gonzen ausgeführt. Bummeltour kann man sagen der Zeit nach, denn Bergtouren beginnen gewöhnlich nicht erst Morgens 9 Uhr und finden schon Abends 6 Uhr ihren Abschluss. Aber auch einer solchen Tour kann eine schöne und lehrreiche Seite abgewonnen werden, es braucht nicht immer 10,000 Fuss über dem Meer zu sein.
Morgens 9 Uhr versammelte sich in Trübbach eine muntere Schaar Klubisten und Naturfreunde und nach einem obligaten z’Nüni gings dem Gonzen zu durch schöne Wiesen, Weiden und Maienberge mit reizender Aussicht auf das ganze Rheingebiet vom Bodensee bis über Zizers hinaus, das schöne Thal und die Festung Luziensteig, darüber hinaus auf die Rhäticonkette nebst dem schneebedeckten Gebirgsstock der grauen Hörner etc. Es war überhaupt ein erhabener Anblick.
Gemächlich, aber festen Schrittes gings etwa 2 Stunden auf einem guten, jedoch steilen Wege den Berg hinan, dann musste eine Schwenkung nach links gemacht und der Weg verlassen werden; durch eine Alp und ein Wäldchen gings der schroffen Felswand, dem Gonzen zu. Auf einmal befand sich die Gesellschaft über einem hohen Abgrunde und musste über drei, an den Felsen befestigte Leitern senkrecht hinunter steigen, dann noch einen mehrere hundert Fuss langen in den Felsen eingehauenen Fussweg passiren und gelangte so zu der Knappenhütte. Glück auf! riefen uns die anwesenden Knappen entgegen und empfingen uns auf’s freundlichste. Hütte, Wände, Mobiliar, Kleider und Menschen, alles ist vom Eisenstaub roth gefärbt. Nachdem die nöthigen Verhaltungsmassregeln mitgetheilt waren, wurde jedem eine starke Oellampe an die Hand gegeben und so gings dem etwa 100 Fuss ob der Hütte gelegenen Stollen zu. Die Lampen angezündet, die Thüre geöffnet und hinein gings in den Felsen, in das über tausend Jahre alte Bergwerk, wo schon zu «Heiden»- und Römerzeiten das Erz mit unendlicher Ausdauer heraus gemeiselt und gebrannt wurde. Ein sehr schmalspuriges Schienengeleise, auf welchem mittelst kleinen aber starkgebauten Rollwagen die gewonnenen Erze hinaus befördert werden, führt etwa 20 Minuten weit waagrecht in das Herz des Gonzen. Rechts und links befinden sich Seitengruben, alle sind östlich abfallend und zum grössern Theil aus jenen Zeiten stammend, wo die Kraft des Pulvers noch nicht bekannt war, theils aber auch gegenwärtig im Betriebe stehend. Die Erzschichten liegen von 3 ½ bis 4 ½ Fuss Dicke in vereinzelten Schichten und müssen oft bis 20 Fuss durch Aussprengen des wilden Kalksteines aufgesucht werden. Ein Sprengschuss, der den Besuchern zu Gefallen abgefeuert wurde, entwickelte ein anhaltendes dumpfes Donnern und man meinte fast, der ganze Berg sei darüber erzittert.
Nach 2stündigem Aufenthalt in diesen unterirdischen Räumen kam die Gesellschaft wohlbehalten wieder an die Tageshelle und begab sich auf einem ordentlichen Wege, auf welchem die Erze auf Schlitten zu Thal gebracht werden in das Sarganserland hinunter, wo dann, über das Gesehene sich freuend, die ganze Tour noch einen recht gemüthlichen Abschluss fand.
Der Besuch dieses Bergwerkes darf Jedermann mit Recht empfohlen werden, nur möchten wir darauf aufmerksam machen, dass es viel lohnender wäre, an einem Werktage dorthin zu gehen, wo die Knappen an der Arbeit sind und wo der geologisch vollständig gewandte und erfahrne Bergmeister auch anwesend ist.
(Quelle: Alpenpost 1873)

Gonzen, Gonze, Gunzen, Gunze, Gunza?
Die Dufourkarte zeigt Gonzen; die neueste Siegfriedkarte Gonze mit Vokalendung, in der durchweg hervortretenden guten Absicht, die Ortsnamen phonetisch richtig zu fixieren, d. h. so zu schreiben, wie sie von den Ortsbewohnern wirklich gesprochen werden. Mit «Gonze» ist aber doch nicht ganz das Richtige getroffen. In ältern Werken findet man Gunzen, Gunze, Gunza. Die phonetisch allein richtige Schreibart ist Gunza. Alles andere ist fälschliche, sprachwidrige Verschriftdeutschung eines jedenfalls nicht deutschen Namens. (J. B. S.)
(Quelle: Alpina 1895)

Neue Bergfahrten. Gonzen.
Besteigung von Süden, 23. Oktober 1920. H. Schmid mit Walter Risch.
Vom sog. «Wang» am Gonzenweglein nach links horizontal über den Gitziwang und über die tiefe Schlucht, die beim alten Ausgang des Bergwerks senkrecht zum Wald abfällt. Ueber dachziegelartig abfallende Plattenschüsse zum «Gang» hinüber. Dieser, teilsweise mit Gras bewachsen und gut begehbar, quert die ganze Wand von O. nach W. und endigt an deren westlicher Kante. (Schon früher auf der Gemsjagd begangen). Westlich einer kleinen Höhle über einige sehr griffarme Stellen empor. Dank starker Legföhren gute Sicherung. Man erreicht eine bewaldete Schulter am Fusse des letzten senkrechten Absatzes. Auf einem Grasband links westlich ausweichend, etwas abwärts, an einer niederen Stelle des Absatzes sich an herabhängenden Legföhren hinaufziehend leicht zum Gipfel. (5 Std. vom Einstieg)
(Quelle: Alpina 1924)

Clubtour auf den Faulfirst

Clubtour des Sektion Uto, 24./25. September 1898.

Unter dem stetig blauen Himmel, der diesen Sommer monatelang über unser Alpenland ausgespannt war, konnten die Clubtouren fast alle programmgemäss durchgeführt werden. So stunden denn auch Samstag den 24. September sechs Clubgenossen programmgemäss mit Rucksack, Pickel, Berg- und Spazierstock am Bahnhof Enge und warteten auf den Blitzzug, der sie um 10.41 Uhr nach Flums entführen sollte. Hatte ich aber bislang gehofft, dass diese Exkursion auf den Faulfirst ein sowohl mühe- als gefahrloser Herbstbummel sein würde, so belehrte mich die blosse Gegenwart unseres verehrten Tourenchefs, Herrn V., eines bessern, und ich fing an zu bedauern, statt des belächelten Backels nicht lieber den Pickel mitgenommen zu haben. …

Bei einem halbstündigen Aufenthalt in Weesen, wo wir unsern Zug abwarten mussten, vertauschte ich meinen Spazierstock nun wirklich mit dem Bergstock und folgte auch darin dem Beispiel meiner Genossen, dass ich mir eine warme Bratwurst zu Gemüte führte. So für’s Mittagessen ausgerüstet, fanden wir am Bahnhof Flums einen Salle à manger en miniature, doch gerade gross genug für unser sechs, und ein ländlich-sittliches Diner. Eine Sau, die erste, die uns heute begegnete, sorgte auf dem Platze vor dem Haus für die nötige musikalische Unterhaltung. – Hier war es auch, wo meine Wenigkeit feierlich zum Historiker ernannt und eingeweiht wurde.

Ein Viertel vor 3 Uhr nahmen wir unsere Rucksäcke teils auf den eigenen Rücken, teils luden wir sie dem Träger Obi auf, der auf dem Umweg über Bärschis uns nachfolgen sollte. Der Gipfel, auf den wir uns morgen wagen wollten, war durch die Schlucht vor uns gerade sichtbar, und rechts von dieser Schlucht stiegen wir zunächst auf schmalem Steig, sodann auf gutem Alpenweg durch Alp und lichten Wald, an dessen Stammgewirr, in dessen Blättergrün die Sonnenstrahlen spielten. Auf romantischem Brückli überschreiten wir im Hintergrund der Schlucht den klaren Bach und Wasserfall. Es passiert uns dabei, dass wir von unserm Leiter photographisch abkonterfeit werden. Wollte er vielleicht ein Andenken an uns mit sich nach Hause nehmen, wenn uns etwa oben in der Faulfirstlücke etwas arrivieren sollte.

Über die Brücke schwenkt der Weg gleich rechts ab, worauf ich diejenigen aufmerksam machen möchte, die gern auf unrechte Wege geraten. Bald tritt er aus dem Walde heraus und führt uns über offene Weide, an Gruppen mächtiger Wettertannen vorbei. Im Rückblick erscheinen die Glarneralpen, vom Glärnisch bis zum Calanda, vor uns stecken die Gipfel der Alvierkette noch im Nebel drin. Wir sind jedoch noch nicht in die saubere Sennhütte von Malun eingetreten, so lichtet sich der Nebelschleier und es enthüllt sich uns die stolze Felsenbastion: der Alvier, die Gärtlisegg, unser Faulfirst, die Rosswies und der Gamsberg, alles wahre Felsenburgen, die von unserer Seite her wohl nur durch Runsen erklettert werden können. Der Gamsberg namentlich soll nur für «Gamserl» sein und solche, die es werden wollen.

Ein immer schöner werdender Abend lockt uns wieder vor die Thür und zur Begrüssung unserer drei eben einrückenden Nachzügler. Dieses Kleeblatt, trifolium magnum bonum, war in sage 2 ½ Stunden hier hinaufgelaufen, wo wir ganz gemütlich 3 ½ Stunden gebraucht hatten, gewiss eine artige Leistung für 1200 m Höhenunterschied. Das artigste aber leistete doch die untergehende Sonne. In einem Purpurmantel glühender Abendwolken sank sie im Westen nieder und liess in ihrem Glutenwiderschein die Felswand des Alvier wie Erz im Schmiedefeuer glühen.

Mittlerweile brodelte über dem offenen Feuer in der Hütte eine flotte Maggisuppe, Stiftung des Herrn V., und um dieselbe herum setzten und stellten sich die dunkeln Gestalten der Alpenclubisten. Nach der Abendsuppe kam der Thee und nach dem Thee die Anekdote. Um 8 ½ Uhr lag alles auf dem Heustock und man wäre wohl beinahe eingeschlafen, hätte nicht die Schweineherde unter uns ein grunzend Veto eingelegt! Sie waren uns am Abend in corpore zum Willkomm entgegengekommen, und es stritten sich die grossen und die kleinen Grunzer nun wohl darüber, wer uns am frühen Morgen das Abschiedsgeleite geben sollte. Als dieser Saulärm endlich verstummte, da kehrte sich Genosse G. auf seine andere Seite und fing an zu schnarchen. Darauf laute Reklamation! Dann eine Kirchenstille, bei der man wieder nicht einschlafen konnte, ein Lüftchen aus dem Saustall, der frische Heuduft und die kühle Nachtluft! – Um 5 ½ Uhr sitzen wir alle beim excellenten Morgenkaffee, Stiftung des Herrn V., aber nicht alle so fein gewaschen und gekämmt wie der Erzähler, der in der Dämmerung am Brunnentroge Toilette gemacht hatte. «Er kämmt es mit güldigem Kamme und sang ein Liedchen dabei», aber das Wasser hätte wohl appetitlicher sein dürfen – beim Tageslicht betrachtet!

Eine Viertelstunde später Abmarsch bei klarem Himmel, morgenfrischer Luft und Nebel in der Tiefe. Um 7 Uhr lässt Herr G. im Couloir der Faulfirstlücke Halt machen, teils um diejenigen nachrücken zu lassen, welche infolge ungünstiger Körperbeschaffenheit seinem Schritte nicht haben folgen können, teils um uns alle auf das zu stärken, was noch kommen sollte. Und das that nun wirklich not, denn über die zwei arbeitsvollen, aufregenden Stunden, die nun folgten, bis wir oben in der Lücke standen, kann ich nur Grausiges berichten. Zum Debut kletterte Herr G. wie eine Katze über den ersten rundlichen Felsblock. Ein Zweiter versuchte es ihm nachzuthun und rutschte dreimal wieder herunter, das vierte Mal gelang es ihm. Dann folgte meine Wenigkeit. Ich lag gerade haltlos, mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem unbequemen Blocke – während die andern auf Umwegen bereits über demselben angelangt waren – als mir, von diesen losgelöst, ein Hagel Steine über den Cylinder rasselte. Und so ging es mit manchen Hindernissen weiter und meist auf allen Vieren. Steine kollerten noch die schwere Menge die Runse hinunter, teils auf eigene Rechnung, teils auch trotz aller Sorgfalt von den Vorderen in Bewegung gesetzt – glücklicherweise, ohne Unheil anzurichten – und von unten herauf hagelte es Schimpfwörter! Die beiden Leiter thaten mannhaft ihre Pflicht. Hier zogen sie einen schweren Mann am Strick hinauf, dort halfen sie einem leichteren mit dem Pickel nach. Um 9 ½ Uhr erreichten wir die Scharte und traten aus dem Schattenreich hinüber in den warmen Sonnenschein.

Von hier weg, meinte Herr G., sei der Gipfel in zehn Minuten unser. Mir schien das mehr als unwahrscheinlich. Herr G. behielt aber Recht und 3 ¾ Stunden nach Abgang von Alp Malun sassen wir alle nebeneinander, auf dem schmalen Rasenband des Faulfirstgipfels, 2385 m hoch. Von der Aussicht, die alles umfasste, was wir im Aufstieg stückweise gesehen, und noch viel mehr, will ich nur erwähnen, dass mir auf der einen Seite das Dorf Flums, das wir im Couloir ständig zwischen den Beinen durch hatten sehen können, auf der andern Seite die Ebene des unteren Rheinthals imponierte. Vom Walensee und auch von den mittleren Höhen war vieles von Nebel verdeckt; was aber den Nebelschichten entragte, badete in der herbstlich klaren Atmosphäre, die uns selbst auf unserer hohen Warte umgab und wohlig umspülte. Am Tage nachher hat dann das Wetter umgeschlagen.

Eine Stunde blieben wir hier, kneipten, schmausten und rauchten.

Da wir leider nicht wissen konnten, wie viel Zeit der Abstieg ins Rheinthal und nach Buchs hinunter in Anspruch nehmen würde, mussten wir unsern herrlichen Sitz zu früh schon verlassen.

Erst ging’s über ganz wenig Geröll und dann über Rasen und ein amphitheatralisch geformtes Karrenfeld. Bald waren wir im Baumrevier mit malerischen Tannengruppen und mit mathematischer Genauigkeit hat der rekognoscierende Feldherrenblick des Herrn G. von einem Hügel aus, auf dem er unterwegs Truppenschau gehalten, die Gerade entdeckt, die uns zur Alp Untersäss und von da nach dem Dorfe Buchs hinunterbefördern musste. Wald und Wiesen wechselten in angenehmster Reihenfolge. Zuletzt nahm uns auf breitem Fahrweg ein prächtiger Buchenwald in seinen mildthätigen Schatten auf. Schon drangen die Klänge einer Dorfmusik zu uns herauf – einer andern als gestern in Flums – noch wenige Minuten, und wir ziehen durch Reihen sonntäglicher Spaziergänger und Spaziergängerinnen, an einer Reihe schmucker St. Galler Häuschen vorbei, dem Bahnhof zu. Der Abstieg hatte sonder Erwarten nur 2 ½ Stunden gedauert.

Zwei Bier, zwei schwarze Kaffee und ein Glas Vaduzer Kratzer zum Diner auf den Mann, und wir sind restauriert, regeneriert und niemand sieht uns mehr was an.

Auf der Heimfahrt besahen wir uns vom Bahnzug aus den neuen Pfad des österreichischen Alpenclubs hoch oben an der Felswand der drei Schwestern, und das Kurhäuschen Gaflei, liessen Baltzers, wo das beste Wirtshaus existieren soll, weil wir nicht anders konnten, an uns vorüberziehen, guckten selbstzufrieden von Flums aus zu unserem Couloir hinauf, prägten uns das stille Bild des Walensees aufs neue ein und fanden darauf den Zürchersee so lieblich wie zuvor.

Trotz der unerwarteten Schwierigkeiten, die sich uns entgegenstellten, war diese Tour doch eine überaus genussvolle. Bei der trockenen Beschaffenheit der steilen Rasenhalden gestaltete sich allerdings die Kletterei im Couloir etwas mühsam und nicht ganz ungefährlich, so dass wir uns im Bahnzuge sagten: «Für ein Mal war es schön, doch möchten wir’s ein zweites Mal nicht wieder wagen.» – Ein zweites Mal nehmen wir dann den «Gamsberg»! (Referat von A. Pfrunder)

(Quelle: Alpina 1899)

Die Alvierhütte – Eine Chronik

Section Alvier. Sie hielt am 17. d. M. in Buchs-Werdenberg ihre Frühlingsversammlung und beschloss nach längeren, Herz und Gemüth erhebenden Verhandlungen, auf dem Gipfel des Alvier eine Klubhütte zu errichten und die Wege dahin für Jedermann gangbar zu machen. So wird denn der «Rigi des Rheinthals» bald eine bedeutende Frequenz aufweisen.
(Quelle: Alpenpost 1874)

Neue Projekte sind uns bereits angemeldet: … von der Sektion Alvier eine Hütte auf dem Alvier, …
St. Gallen. Section Alvier. Die Clubhütte der Section (auf dem Alvier) wurde einer einlässlichen Prüfung unterstellt. Alles über den Winter schadhaft Gewordene wurde wieder reparirt; ebenso die Zugangswege. Der Alvier erfreute sich einer ziemlich grossen Frequenz.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1873)

Clubhütten. Von den projektirten Bauten kamen nicht zur Ausführung: … die Hütte auf dem Alvier, …
Einige der nicht ausgeführten Projekte sollen im Jahr 1875 zur Ausführung kommen, so namentlich die Hütte auf dem Alvier. …
Sektion Alvier: … Das Projekt für Bau eines Weges auf den Alvier und eine Clubhütte ist nun ausgearbeitet, die Ausführung folgt im Jahr 1875.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1874)

Die Hütte auf dem Alvier wurde vollendet.
Sektion Alvier: Die Bauten am Alvier sind vollendet und werden im Sommer 1876 eingeweiht.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1875)

Die Einweihung der Clubhütte auf dem Alvier

Es ist wohl allen Clubgenossen bekannt, dass die Sektion Alvier des S.A.C. sich die Aufgabe gestellt hatte, ihren Pathen, den aussichtsreichen Alvier (2363 m), durch Verbesserung der Wege und Errichtung einer Schirmhütte allen Freunden der Alpenwelt leicht zugänglich zu machen. Diese Aufgabe hat die junge eifrige Sektion mit bestem Erfolg gelöst. Wege und Hütte wurden gut und sicher erstellt und ein freundliches Einweihungsfest sollte das Werk krönen. Den nachstehenden Bericht über diese Feier, die sich wie die Einweihung des Eschersteines am Sentis zu einem wahren Volksfeste gestaltete, verdankt die Redaktion dem Präsidenten der Sektion Alvier, Herrn Pfarrer Hirzel in Wartau.

«In der Frühlingsversammlung der Sektion vom 25. Juni 1876 in Buchs, welche von der Hälfte der Mitglieder besucht war, wurde beschlossen, auf den 30. Juli eine solenne Einweihung der Hütte zu veranstalten; ferner sollte, bis zu jenem Zeitpunkt von der Kommission ein Führer-Reglement ausgearbeitet werden. Die Kommission machte sich mit frischem Muth an ihre Arbeiten; sie hatte die Befriedigung, in kurzer Zeit von den Mitgliedern und Freunden der Sektion Fr. 200 und 120 Flaschen Ehrenwein für die festliche Einweihung gezeichnet zu sehen. Ferner wurde ein Führer-Reglement aufgestellt, welches von dem Centralcomité die Genehmigung erhielt. Dasselbe ist noch nicht gedruckt worden, weil Aussicht vorhanden ist, in nächster Zeit auch noch das Weisstannen- und Calfeuserthal und die Sardona-Gruppe in den Rayon der Sektion Alvier hineinzuziehen und die Führertaxen für die dortigen Exkursionen hinzuzufügen.

So rückte das Fest der Einweihung näher und näher. In der Nacht vor dem 30. Juli, der ein schöner Sonntag zu werden versprach, zog sich eine kleine Völkerwanderung den Alvier hinan; die Clubhütte, die mit zwei über einander liegenden Pritschen für höchstens 30 Mann eingerichtet ist, musste in dieser frischen Nacht mindestens der dreifachen Anzahl Obdach gewähren; mehrmals mussten ihre Insassen sie räumen, um wieder Andern Platz zu machen, die unter der Frische der kalten Nacht im Freien litten. Nicht nur die Bevölkerung der Umgegend war sehr zahlreich heraufgepilgert – man zählte am Morgen 500-600 Personen – sondern vor allem war der S.A.C. durch liebe Gäste von Fern und Nah vertreten. Der Vice-Präsident des Centralcomité, Herr Binet-Hentsch von Genf, war von St-Moritz herbeigeeilt; die Sektion «Uto» war durch 25 Mann vertreten, ebenso die Sektionen «St. Gallen», «Rhätia», «Toggenburg», «Tödi» durch mehr oder weniger zahlreiche Abgeordnete; vom D. OE. A. V. war Herr Madlener von Bregenz, der Präsident der Sektion Vorarlberg, anwesend. – Die Sonne, die an einem ganz wolkenlosen klaren Himmel emporstieg, wurde durch die Klänge eines geübten Orchesters begrüsst, das vereint mit dem «Männerchor Buchs» und dem «gemischten Chor Azmoos» für Unterhaltung und Belustigung sorgte. Es entwickelte sich nun um die Clubhütte, die auf der Spitze des Alvier gelegen ist, ein überaus gemüthliches und malerisches Festleben, das namentlich auch durch die begeisterten und schwungvollen Worte der Herren Binet-Hentsch, Professor Biedermann von Zürich und Madlener von Bregenz gewürzt wurde, mit welchen diese Herren die Empfangs- und Weihe-Rede des Präsidenten der Sektion Alvier erwiderten. Nachdem noch auf dem weichen Rasenteppich der fast 2400 m hohen Spitze ein Club-Ball arrangirt worden und der Ehrenwein auf gegenseitiges Wohl zur Neige getrunken war, wurde gegen Mittag der Abstieg unternommen und ein gemüthliches Mahl vereinigte bei der Station Trübbach noch einmal die Mehrzahl der Clubisten.

Die Kunde von diesem äusserst gelungenen Feste und von der schönen, umfassenden Aussicht des nun gut zugänglichen Alvier verbreitete sich schnell und zog in den folgenden schönen Wochen eine Menge Besucher hinauf, so dass die Clubhütte im Sommer 1876 mehr als 1200 Personen Unterkommen und Obdach gewährt hat». (Von Pfarrer Hirzel)
(Quelle: Jahrbuch SAC 1876)

Sektion Alvier. … Die Sektion war beschäftigt mit der Ausarbeitung eines Führerreglementes und mit der Erstellung und dem Unterhalt der Wege und der Schirmhütte auf dem Alvier; letztere wurde bei starker Betheiligung des Clubs und der Bevölkerung der Umgegend am 30. Juli 1876 eingeweiht. Die Kosten der Hütte und der Wege wurden aufgebracht durch gesammelte Beiträge bis auf Fr. 400, die vom Centralcomité und von den Sektionen Uto und Alvier gedeckt wurden.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1876)

Section Alvier. … Leider wurde die Hütte auf dem Alvier im Laufe des letzten Sommers durch Bosheit und Leichtsinn einzelner Besucher gröblich beschädigt und verwahrlost. Es ist Aussicht vorhanden, dass solchen muthwilligen Zerstörungen durch Anstellung eines Wirthes ein Ende gemacht wird.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1877)

Section Alvier. … Die Section beschäftigte sich mit … der Herstellung der stark beschädigten Clubhütte auf dem Alvier, in welcher 1878 während des Sommers eine regelmässige Sonntagswirthschaft betrieben wurde. …
(Quelle: Jahrbuch SAC 1878)

Section Alvier. … Die Sommerwirthschaft auf dem Alvier war wegen des unbeständigen Wetters und der Zerstörungslust gewisser Bergsteiger aus der nächsten Umgegend mit grosser Schwierigkeit verbunden.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1879)

Section Alvier. … Die Clubhütte auf dem Alvier wurde frühe geräumt und wirthlich gemacht. Während der ganzen Saison wurde in derselben auch gewirthet. Laut früherem Beschluss wurde eine bedeutende Strecke neuen Weges erstellt; die schon bestehenden Wege am Alvier sind durchgehends reparirt worden. An verschiedenen Hauptpunkten stehen jetzt zweckentsprechende eiserne Wegweiser. … Der Alvier wurde auch im November 1881 bestiegen; Hütte in gutem Zustande.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1881)

Section Alvier. … Um so mehr hatte das Comité, speziell die engere Commission, zu thun, weil wir eine bedeutende Reparatur an der Alvier-Hütte vornahmen. Es wurden auch die Zugangswege wieder gehörig erstellt und mehrere eiserne Wegweiser angebracht.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1883)

Section Alvier. … Die erste Hauptversammlung fand im Juni statt; es wurde beschlossen, die Clubhütte gehörig in Stand zu stellen; so befindet sich denn jetzt in derselben ein guter Boden von Holz; ebenso eine Decke (Täfer); das Dach wurde, wo nöthig, noch mit Blech beschlagen; die Zugangswege wurden frisch erstellt und verbessert; überhaupt das Mögliche gethan.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1884

Section Alvier. … Die Clubhütte der Section (auf dem Alvier) wurde einer einlässlichen Prüfung unterstellt. Alles über den Winter schadhaft Gewordene wurde wieder reparirt; ebenso die Zugangswege. Der Alvier erfreute sich einer ziemlich grossen Frequenz.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1885)

Die Hütte auf dem Alvier wird kaum als Obdach für die Nacht benützt und dient hauptsächlich Sonntags als Bergwirthshaus. Inventar ist dort mit Ausnahme einiger Decken keines vorhanden, und wir haben der Section Alvier mitgetheilt, dass wir unter diesen Umständen an deren Unterhalt nichts mehr beitragen könnten und sie als Clubhütte fallen liessen.
Section Alvier. … Die ehemalige Clubhütte steht immer noch unter der Controle der Section, damit über die dort betriebene Wirthschaft eine gewisse Aufsicht geführt werden kann.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1887)

Anfangs 1888 erklärte die Section Alvier, dass sie die Alvierhütte aufgegeben habe.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1889)

Da die ehemalige Clubhütte auf dem Alvier nicht mehr unterhalten werden kann, mangels Mitteln, was überall bedauert wurde, so wird sich in Buchs nun eine Gesellschaft bilden, welche die Hütte übernimmt und für den Unterhalt derselben und der Zugangswege sorgt.
(Quelle: Jahrbuch SAC 1891)

Tourenberichte. Der Alvier. … In der Schutzhütte auf der Spitze ist seit letztem Sommer, dank der Initiative des werdenbergischen Alvier-Club, eine bessere Ordnung eingekehrt, und darf jetzt der Besuch jedem Alpinisten und Bergfreunde warm empfohlen werden. Auf der Walenstadter- und Werdenbergerseite grüssen Fahnen, zum Zeichen, dass nun ein ständiger Wirt droben, der nach mässigem Tarif die Besucher mit Speis und Trank versieht; das Heulager mit genügenden Decken bietet dem berggewohnten Besucher bequeme Ruhe. …
(Quelle: Alpina 1900)

Alvierhütte. Die Schutzhütte auf dem Alviergipfel (2363 m ü. M.) ist nunmehr, wie ein Korrespondent der «N. Z. Z.» berichtet, Eigentum des Verkehrsverein Buchs-Werdenberg, der an dem etwas vernachlässigten niedern Steinbau die notwendigsten Reparaturen vornehmen lässt, damit die Besucher des in Touristenkreisen gutbekannten Aussichtspunktes nicht nur bei schlechtem Wetter ein schützendes Obdach, sondern überhaupt eine gut ausgerüstete Hüttenwirtschaft und einige Strohlager vorfinden. Diesmal ist die Hütte am 20. Juni vom Hüttenwirt bezogen worden, der nun bis zu Mitte September seines «hohen» Amtes waltet, daneben seine sechs Bergziegen besorgt und die Zugangspfade von Mels-Flums und vom Rheintal her unterhält. Noch sind die im obern Gebiete etwas steilen Zickzackwege manchenorts noch unterm Schnee begraben, indes die Alviergruppe selbst vollständig vom weissen Winterschmuck gesäubert ist. Eine kleine Mulde nur ist noch vom flockigen Element angefüllt, das der «Hüttenküche» willkommenes Material für die Wassergewinnung liefert. Sind erst einmal die letzten Schneereste zusammengeschmolzen, dann muss das Wasser mühsam von der Quelle einer Alp heraufgeholt werden. – Der neue Eigentümer der Alvierhütte beabsichtigt nordwärts des jetzigen Schirmhauses, an einer windgeschützten Stelle im Gemeindebann Buchs ein neues Schutzhaus zu erstellen, um damit den Besuch des überaus lohnenden reichgegliederten Voralpengipfels zu fördern und grössere und wohnlichere Unterkunftsräume als bisher zu schaffen.
(Quelle: Alpina 1908)

Ein Abenteuer am Alvier. … Anlässlich einer ein Jahr später ((1908)) mit meinem Freunde E. R. unternommenen, etwas strapaziösen aber prächtigen Tour vom Alvier aus über die Matschülalp – Glanna – Sisizgrat – Voralpsee – Gamperinalp – Oelberg – Schwendiseeli nach Unterwasser im Toggenburg, hat dieser das nebenstehende Bild der Alvierhütte aufgenommen; es zeigt den Hüttenwart Müller aus Burgerau im Rheintal mit seinen Ziegen, die anlässlich der Zerstörung der Hütte vom Blitz erschlagen wurden.
Müller, der trotz den primitiven Verhältnissen auf der Alvierhütte den Touristen den Aufenthalt daselbst durch sein zuvorkommendes Wesen recht angenehm zu machen wusste, hat in den letzten Jahren sehr viel Ungemach erfahren. Vor 2 Jahren starb ihm in Ägypten ein hoffnungsvoller Sohn, letztes Jahr hatte er mit der Hüttenbewirtschaftung Pech, indem infolge der unter dem Vieh herrschenden Maul- und Klauenseuche der Alvier abgesperrt war. Dieses Jahr hat den Mann nun ganz um seinen so wie so sauren Sommerverdienst gebracht. (H. H.)
(Quelle: Alpina 1910)

Touren auf den Alvier

Exkursion auf den Alvier (2363 M.)

Je nach dem Willen und der gemeinsamen Uebereinkunft der Theilnehmer kann die Tour nach Wallenstadt (resp. Bärschis) am dazu bestimmten Samstagabend pr. Bahn oder von Weesen auf pr. Schiff, von solchen, die über die ganze Tageszeit gebieten können, auch zu Fuss über Kerenzen, Walenguflen, Murg, Terzen und Mols gemacht werden, – ein Spaziergang, der durch seine stets wechselnden Scenerien ebenso interessant ist, als eine Fahrt auf dem romantischen Walensee an einem klaren Sommerabend und leider viel zu wenig frequentirt wird, wie die Touristen überhaupt dem herrlichen Walenseegebiete heute noch viel zu wenig Ehre angedeihen lassen.
In Flums oder Mols nimmt man Nachtquartier; da aber das Alvierpanorama in Folge seiner vielfachen Eigenthümlichkeiten den höchsten Reiz beim Sonnenaufgang bietet, so wird man wahrscheinlich von Flums aus über Furkels und Castellun, von Mels aus durch die Spina am Abend noch das «Haus» auf der hübschen Alp Balfries zu erreichen suchen, von wo aus alsdann in der Morgendämmerung der Gipfel in kurzer Zeit gewonnen ist.
Der Alvier ist mit Recht der besuchteste Berg des Sarganserlandes und Werdenbergs; denn sein Panorama verbindet eine solche Lieblichkeit und Grösse zu der schönsten Harmonie, wie selten ein so leicht zu erreichender Höhepunkt unserer Nachbarschaft. Das ganze Rheinthal «vom Bodan bis zu Bündens Schnee», und das Seezthal mit dem Walensee direkt zu Füssen, die mächtigen Gipfelreihen der Tyroler-, Bündner-, Glarner-Alpen etc., die lieblichen Voralpen der Ostschweiz und Vorarlbergs dehnen sich in weitem Bogen vor dem Beschauer aus, und besonders ist es ein Bild, das den glarnerischen Clubisten sehr interessiren wird: er kann da den ganzen Bau des als Grenzmauer zwischen Glarus und St. Gallen sich aufthürmenden Gebirgswalles mit einem Blicke überschauen.
Der Abstieg kann 1) über Balfries und Mattug nach Trübbach, 2) über Balfries und Spina nach Ragnatsch, 3) über Balfries und Castellun nach Wallenstadt, 4) über den Gonzen und die Gonzenalp nach dem Eisenbergwerk und Sargans genommen werden, welch letztere Tour wohl am meisten Interesse bietet und als Hauptlinie aufgestellt wird. …
(Quelle: Alpenpost 1872)

Tourenberichte. Der Alvier.

Der Alvier im St. Galler Oberland geniesst in engern speziell zürcherischen Kreisen den Ruhm, einer der lohnendsten Gipfel, mit der relativ geringen Höhe von 2363 m, zu sein, auf welchem eine der grossartigsten Rundsichten geboten wird, die derjenigen des Säntis in vielen Teilen erfolgreiche Konkurrenz macht. In der Schutzhütte auf der Spitze ist seit letztem Sommer, dank der Initiative des werdenbergischen Alvier-Club, eine bessere Ordnung eingekehrt, und darf jetzt der Besuch jedem Alpinisten und Bergfreunde warm empfohlen werden. Auf der Walenstadter- und Werdenbergerseite grüssen Fahnen, zum Zeichen, dass nun ein ständiger Wirt droben, der nach mässigem Tarif die Besucher mit Speis und Trank versieht; das Heulager mit genügenden Decken bietet dem berggewohnten Besucher bequeme Ruhe. Die Wege sind bis zur Spitze ausgebessert und markiert und so ist zu hoffen, dass man dem von Zürich aus in so bequemer Weise zu erreichenden lohnenden Berg mit seiner wunderbaren Aussicht wieder gerecht werden wird. (5/4 tägige bequeme Tour, Aufstieg von Walenstadt, Mels oder Trübbach aus, Abstieg am besten nach Buchs, von wo aus nach Zürich sehr gute Bahnverbindung besteht.) Ist doch der Aufstieg total ungefährlich dem Wege nach, auch für mit Schwindel behaftete leicht gangbar und wie gesagt eine Aussicht infolge seiner günstigen Lage, die ihresgleichen sucht, und jedem Besucher vollkommene Befriedigung bieten wird. Also auf! Auf zum Alvier!
(Quelle: Alpina 1900)

Berichte aus den Sektionen.

Sektion Bodan (Thurgau): … Zur Alvier-Tour hatten sich 15 Mann eingefunden. Von Trübbach über Azmoos, allwo uns durch des bekannten Meisterschützen blondem Töchterchen eine flotte Bewirtung zuteil wurde und deren schmuckes Gesichtchen bewirken mochte, dass auch einem ältern Knaben unterm Brusttuch ordentlich warm werden konnte, gelangten wir nach einem cirka dreistündigen Aufstieg nach der Alp Palfries. Im gastlichen Kurhaus bezogen wir nach einigen urgemütlichen Stunden unser Nachtquartier. Morgens 4 Uhr Tagwacht. Unter fröhlichem Jauchzen und Plaudern gings über die prächtige Alp Palfries und in geflissentlicher Langsamkeit den steilen Hang hinauf durch das «Kamin» auf den Gipfel unseres Reisezieles. Der herrliche Morgen, die wundervolle Aussicht auf die edlen Formen der Kurfirsten, die grauen Hörner, die Glarner Alpen und namentlich aber auf den zu unseren Füssen liegenden tiefblauen Walensee bewirkten, dass unser Herz und Sinn aufgingen und wir aus voller Kehle in die taufrische Morgenluft hinausjubelten. So erging es auch unserm rührigen Photographen W., der manch gelungenes Trüpplein auf originellem Hintergrund zu fixieren verstand. Nachdem in der ziemlich antiken Alvierhütte der wettergebräunte Hüttenwart und ein Wiener Piccolo, dem die Geheimnisse der Kochkunst eingeprägt werden sollen, uns mit Kaffee, Gaismilch und Südländer gestärkt hatte, erfolgte der Abstieg. Einen möglichst direkten, vollständig gefahrlosen Weg verfolgend, gings hinunter über saftige Alpentriften und durch prächtige Waldungen. Um 12 ½ Uhr langten wir in Buchs an mit den schönsten Blumenkindern und Pflänzchen des Berges geschmückt, von welch’ letztern manches in die lateinische Küche wanderte. In der Bierbrauerei R. wurde denn auch unterm Kommando des Obersten R. dem von der herausfordernden Alpenluft noch gesteigerten Appetit durch einen frugalen Mittagstisch, wobei auch fein präparierte Forellen nicht fehlten, Genüge gethan, und in dem Bewusstsein, unsern Reiseplan, bei dessen Durchführung man sich auf die eigenen Glieder angewiesen sieht, glücklich zur That gemacht zu haben, fuhren wir zu unsern Penaten zurück.
(Quelle: Alpina 1902)

Ein Abenteuer am Alvier.

Seit Wochen wegen Unfalles an das Bett gefesselt, habe ich nun Musse, die Zeitungen der letzten Wochen, die ich wegen Geschäftsüberhäufung zurücklegte, zu durchblättern. Da finde ich nun auch eine Schilderung über die Zerstörung der Alvierhütte, die mir lebhaft eine auf dem Alvier verlebte Episode in Erinnerung bringt und die ich hier wiedergeben will.
Am 26. August 1907 wars. Mit einem Clubgenossen hatte ich eine Spitzmeilentour verabredet, aber so gut, dass jeder eine Tour auf eigene Faust machte. Nach Flums zurückgekehrt, erfuhr ich, dass mein Freund bereits wieder nach Zürich verreist sei. Da ich gerade Ferien hatte, und das Wetter gut war, entschloss ich mich, noch auf den Alvier zu gehen. Wenn es auch bereits etwas spät am Nachmittag war, machte mir das keine Sorge, kannte ich doch den Weg von allen Seiten. Mit bekannten Kurgästen auf Gamperdon verabredete ich, ihnen abends 8 Uhr durch ein Feuersignal vom Alvier aus meine glückliche Ankunft zu melden.
Mit Proviant beschwerte ich mich nicht allzusehr, wusste ich doch, dass in der Alvierhütte – in der ich, beiläufig gesagt, bereits so gegen zwanzig Mal schon übernachtet hatte – für genügsame Menschen während der Saison immer etwas zu beissen und zu trinken bereit war. Den Weg nahm ich von Flums direkt über Galsersch, Ruchel, Furggelwald-Schindeln.
Er ist bei Sonnenschein dem «Melser» Weg vorzuziehen und führt an zwei Stellen zu gutem Wasser. Auf dem Weg zerstreut fand ich eine ganze Anzahl Schindeln; als willkommene Nahrung für das abends projektierte Signalfeuer stopfte ich mir damit den Rucksack voll. Die Hitze und der mit der Zeit schwer gewordene Sack drückten gewaltig; ich durfte aber nicht zu häufig rasten, wollte ich vor Nacht auf dem Gipfel sein. Bei der Alp Malun füllte ich nochmals meine Flasche mit dem köstlichen Wasser. Die Hälfte etwa gedachte ich unterwegs noch zu trinken, den Rest aber zur Verdünnung der ersten Flasche des mir von früheren Fahrten her in gutem Gedächtnis stehenden «Oberländers» in der Hütte zu verwenden. Mehrfach wollte beim Aufstieg durch das eine förmliche Glutofenhitze ausströmende Geröll mein Magen aufbegehren, ich beschwichtigte ihn aber jeweils mit einem Schluck Wasser und dem Verweis auf den oben in Aussicht stehenden guten Tropfen. Mehr zu tun vermochte ich nicht, denn mein Rucksack enthielt ausser der Feldflasche und etwas Wäsche nichts als die Schindeln. Selbst die mich sonst überallhin begleitende Notration Schokolade war tags zuvor schon verzehrt und von mir unvorsichtigerweise in Flums nicht erneuert worden.
Etwa um 7 Uhr kletterte ich aus dem Kamin auf den Grat zwischen Alvier und Gauschla. Begegnet war mir bis jetzt kein Mensch, auch hatte ich von oben auf meine Jauchzer keine Antwort erhalten. Dichter feuchter Nebel umfing mich und rasch war es völlig dunkel. Während ich mehrere vergebliche Versuche machte, die Laterne anzuzünden, hörte ich wiederholt Steine vom Gipfel gegen mich herunterrollen, ich dachte mir, es werde jemand von oben herabsteigen. Ich «juchzte» deshalb und rief: «He, kei Stei abegheie». Als Antwort erhielt ich von der Rheintalerseite des Grates von unterhalb her die Frage: Wänd Sie na ufe? Meine Bejahung veranlasste den Mann, zu mir herauf zu klettern und er sagte: «Sie müend dänn ufpasse da obe, s’ischt e grossi Schafheerd d’obe». – Auf meine Frage, ob auch noch weitere Touristen oben seien, erhielt ich den Bescheid: nein, nicht einmal der Hüttenwart sei droben, der sei hinunter, um Proviant zu holen und werde vor morgen kaum zurückkommen. Damit verabschiedete sich der Mann von mir; es war ein Lehrer aus dem Rheintal. Ich überlegte einige Zeit, ob es nicht gescheiter wäre, auch zurückzukehren, hatte ich doch schon wiederholt erfahren, in welch’ fatale Situation man durch Schafherden kommen kann. Da ich aber in der Höhe sich absolut nichts mehr regen hörte, beschloss ich den Aufstieg. Glücklich kam ich auch ziemlich weit hinauf, wenigstens aus der Nebelwolke hinaus, die mich durch und durch genässt hatte. Bereits sah ich auch jenseits an den Hängen der Flumserberge einzelne Lichter. Ich hoffte, die Schafe hätten sich jedenfalls den kleinen Alvier oder doch auf den Gipfel verzogen und ich könne unbemerkt wenigstens das Plateau gewinnen, auf welchem die Hütte steht. Ich kletterte rasch und so leise als möglich weiter, bis ich mit dem Pickel an einen Stein stiess, was einen hellklingenden schrillen Ton verursachte. Erschreckt hielt ich inne und lauschte. Was ich hatte verhüten wollen, hatte meine Unvorsichtigkeit erreicht; die Schafe waren auf mich aufmerksam geworden. Nicht lange gings, kamen vorerst einzelne, dann aber ganze Scharen von Steinen den Berg hinunter. Ich nahm den Rucksack vom Rücken, setzte ihn auf den Kopf und rannte den Weg hinauf. Ich hoffte, damit nicht nur Zeit zu gewinnen, sondern den Schafen auch zu imponieren. Noch hatte ich mehrere Wegkehren vor mir, als bereits die vordersten der Schafe mich erreicht hatten. Diese getrauten sich, da ich den Rucksack drohend überm Kopf schwang, nicht an mich und ich kam, war mir die Hauptsache war, noch leidlich vorwärts. Wie eine Wetterwolke kam aber plötzlich die ganze Herde herbei und ich war, ohne dass ich wusste wie, mitten drin. Von vorn, von hinten, von der Seite wurde ich beschnuppert, betupft und schliesslich gestossen. Die vordersten Tiere wollten mir nicht nur die Hände, sondern auch das Gesicht lecken und standen deshalb an mir auf. Da die hintern Tiere beständig nachdrängten, konnten die vordern auf den Hinterbeinen stehenden nicht mehr von mir weg, all mein Zureden auf die Menge half nichts; ich musste Gewalt brauchen und mit dem Rucksack dreinschlagen. Für eine Strecke, die man sonst in 5 Minuten zurücklegt, brauchte ich etwa eine halbe Stunde. Eines Berggenossen stereotyper Ausdruck auf Touren «s’ischt nüd ring uf dere Welt», kam mir da in Erinnerung und ich hätte gerne aufgelacht, wenn die Situation etwas weniger ungemütlich gewesen wäre. Ich machte wiederholt den Versuch, den Rucksack anzulegen, um die Hände freizubekommen; wie ich aber nur mit der Hand die Riemen richten wollte, hatte ein grosser starker Bock, dem ich besonders gefallen musste, seine Vorderbeine auf meiner Brust und seine Schnauze in meinem Gesicht. Ein Freudenschrei entrang sich meiner Brust, als ich endlich der Hütte ansichtig wurde; mit Huronengebrüll schwang ich, nachdem ich ebenes Terrain unter mir wusste, Rucksack und Pickel um mich und drängte der Hütte zu. Alle Schlauheit musste ich anwenden, meinen Rücken an die Hüttentür zu bringen; der grosse Bock mochte meine Absicht merken, er machte beständig Boxerbewegungen mit dem Kopf, die mit dem Rucksack parieren musste. Schliesslich erreichte ich, mit der einen Hand rückwärts tastend, die Türfalle, ich drückte darauf und merkte zu meiner Genugtuung, dass die Tür dem Druck nachgab. Ich machte noch einen Ausfall nach vorn und drückte mich dann rückwärts in die Hütte, rasch die Türe zudrückend und diese vorsichtshalber mit Pickel und Stühlen verbarrikadierend. Als ich merkte, dass diese den nachdrängenden Tieren Stand hielt, warf ich mich, tropfnass wie ich war, erschöpft auf die Pritsche, bis mich mein Versprechen betr. das Feuersignal und mein brennender Durst auftrieben. Vorerst wollte ich das erstere erledigen. Ich packte deshalb die Schindeln aus dem Rucksack, alles war feucht. Dann spähte ich aus der Türe, ob die Schafe sich gelegt. In der Nähe der Hütte schien die Luft sauber und ich ging mit dem Bündel Schindeln und einem Wisch Papier auf den nahen Gipfel hinter der Hütte. Vergeblich waren aber meine Bemühungen, das Papier und die Schindeln in Brand zu stecken, fast das ganze Schächtelchen Zündhölzer opferte ich. Auf dem Boden kauernd hatte ich nicht bemerkt, dass ich während meinem Tun einen Zuschauer gehabt; erst als ich mich wieder zur Hütte begeben wollte, erblickte ich den anhänglichen Bock, der meine Bewegungen für Angriffserklärungen aufgefasst haben mochte und, den Kopf am Boden, eben auf mich los wollte. Mit einem Büschel Schindeln erwehrte ich mich seiner Zärtlichkeiten und retirierte zur Hütte. Allem Anschein nach hatte ich die Türe nicht richtig eingeklinkt, es waren einige Schafe in die Hütte gedrungen und hatten in dieser und in meiner Wäsche eine greuliche Unordnung angerichtet. Jetzt hatte ich aber genug; mit dem Besen trieb ich die Gesellschaft hinaus und verrammelte die Türe. – Mein Durst! Ich zündete mir die Laterne an und wollte etwas zum trinken suchen. Kaum aber hatte ich Licht, so ging an der Türe und den beiden Fenstern der Spektakel wieder los. Durch beide Fenster glotzten die Augen der Tiere und der Bock versuchte die Fenster einzudrücken. Es gab keine Ruhe, bis ich das Licht auslöschte. Im Dunkeln tappte ich nun auf den mir gut bekannten Gestellen herum, speziell da wo der Wein aufbewahrt wurde; ich fand aber alles nur leere Flaschen. Schliesslich blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit meinen par Schluck Wasser, die ich noch in der Feldflasche hatte, zu begnügen und auf die Pritsche zu kriechen und so gut als möglich zu schlafen.
Gegen 8 Uhr morgens erschien dann endlich der Hüttenwart mit Proviant. Verwundert fragte er mich, ob ich denn gestern Nacht keinen Durst gehabt hätte. Ich erzählte ihm, wie ich die Hütte nach etwas Trinkbarem ausgesucht, aber nichts gefunden hätte. Da lachte der Mann laut auf und wies auf zwei unverkorkte, auf dem Tische stehende Flaschen «Oberländer» hin. Ich erinnerte mich, im Dunkeln auch an diesen Flaschen herumgetastet zu haben, ich hielt sie aber, eben weil keine Pfropfen darauf waren, für leer.
Jetzt gelüstete mich natürlich nicht mehr nach Wein; ich liess mir einen Kaffee machen und stieg dann hinab, durch die Strahleggfurggel nach Flums. ….
(Quelle: Alpina 1910)

Berichte aus den Sektionen. Sektion St. Gallen. Botanischer Bericht von der Alviertour (11./12. Juli 1914).

Es muss einer schon ein vernageltes Gehirn und ein total versteinertes Herz haben, wenn er nicht aufjauchzend oder still und bewundernd den Gürtel betritt, wo die echten, lebenswarmen Alpenpflanzen ihre hundert und aber hundert farbigen, feinduftenden Blütenfähnlein gehisst haben. Unter uns liegt der schweigsame, hochernste Alpenwald mit seinen Recken und Kampfesbrüdern im krausen Legföhrengebüsch. – Taufrisch glänzt’s im Morgensonnenschein von der Alpenmatte; langsam haben sich die Pflänzchen den Schlaf aus ihren Blütenaugen gerieben. Gelb und blau und weiss, dann und wann auch rot schon leuchtet’s zu dieser Jahreszeit aus allen Ecken. Sollen wir sie aufzählen nach Arten und mit deutschen und lateinischen Namen, die alle nur unser Gehirn belasten, das Herz aber kalt lassen? Wie ganz anders, wenn uns der Exkursionsleiter vom Leben und Treiben der Alpenpflänzchen erzählt, ja sogar von einzelnen, deren geheimste und intimste Lebensgeschichte enthüllt, die da zeigt, dass jede Alpenpflanzenart im Vereine mit andern einen besondern Haushalt führt. Ja, ja, der Individualismus dieser Pflänzchen; nicht von Schablone, Erziehung und Drill. Wohl leben und arbeiten sie alle für den grossen Pflanzen- und Naturstaat, aber so, dass jedes einzelne für sich den Vollteil für’s irdische Leben abgewinnt. Nicht rein egoistisch-materialistisch, wie der wunderbare Herr der Schöpfung – homo sapiens der Jetztzeit genannt, nicht rein altruistisch, d. h. für andere und den Staat verblutend – aber beides zusammen. O schöne, goldene Mitte! Wann, wann leuchtet sie einstens auch der Menschheit?
Doch höher hinauf! Das war ja nur die Alp der Viehweiden. Wie gescheit sind sie doch, die Blumen, dass sie ihre Blüten entfalten, bevor der rauhe Zahn des Alpenkühleins sie knickt.
Jetzt wird’s holperig. Denn an den steilen Südwänden des Alvier arbeitet jahraus jahrein schon viel tausend Jahre lang der grosse Werkmeister Verwitterung. Der nagt an Felsen und Wänden, und was nicht niet- und nagelfest ist, wird abgestossen wie von unsichtbarer Hand und poltert zu Tal, und die Lawinen bilden da und dort den flotten Schlitten zum Transport.
Geröllhalde! Schutthalde! Grosse Sturzblöcke bis zur Weidealp hinunter, dazwischen Alpenrosen und viel hundert Farbenaugen anderer Pflanzen, die sich ihr Leben zu sichern wussten gegen Tritt und Zahn des Alpenviehs. Aber die Alpenrose bildet nicht den sonst feurigen Kranz als Halsgeschmeide um die Felskolosse. War nicht der Mensch da, der aus demselben die schönsten Edelsteine herausgerissen – roh – vandalisch!
Und nun die Bewohner der Geröllhalde! Nicht das fröhliche Murmeltier, das sonst in diesem Revier ganz sicher heimisch ist, aber die sonderbarsten Pflänzlinge mit ihren seilartigen Wurzeln, so lang wie Schiffstaue, deren Ende tief, tief im Boden versteckt ist. Mag das rauhe Geröll darauf drücken, wie es will, mag es im Rutschen da und dort Blätter und Blüten vernichten, immer wieder schlüpft das Leben heraus, frisches, tatenfrohes Leben. Das kämpft mit dem Tode und kriegt ihn ‘runter. – Menschlein, Menschlein, wie viele Deiner Sorte meinen, das Lebenstau zerschneiden zu müssen, wenn des Schicksals Sturzblöcke auf schön geschmiedete Tatenpläne herunterpoltern und diesen und jenen erbarmungslos zertrümmern!
Es gibt Wege, die keine Wege sind; auch wenn der Siegfried-Atlas sie noch so breit und schön eingezeichnet hat. Alvierweg – Südseite: Seil her! Pickel ‘raus! Tanzschühlein in den Rucksack! Wozu hat der Mensch vier Extremitäten? Also ‘nauf!
Da sind sie schon, die machtgebietenden, schroffen Wände der Gauschla zur Rechten! Welch Runengewirr in ihrem Antlitz! Ja, ja, der Zahn der Zeit! Plagt er nicht auch etwa Dich, den Himmelsstürmer!
Aber sieh Dir die Runen an, die Spalten, Ritzen und Schmisse im Gestein! Tot! Nein! Viel Leben, schönes, herrliches Leben! Aber klein, oft winzig klein. Und welche Farben auf den Blütenkissen, die da drauf und drin sitzen im Felsen! Pack’s nur an, wenn Dein Fuss zittert! Das ist sicherer Griff! Du fürchtest, es könnte reissen. Bewahre! Alles haftet an einer einzigen Wurzel; tief, tief verborgen in den feuchten Schründen des harten Felsens, und zwanzig Pferde bringen sie nicht unversehrt heraus. Und das Polster? Wie schmiegen sie sich da zusammen alle die Kleinen, hart aneinander. Frost und Hitze sollen nur kommen, wir behalten Wärme und Wasser hübsch beisammen. Kriegsvorrat in Hülle und Fülle! Und gegen Feinde stehen Tausende wie ein Mann. Das haben wir gelernt: «Eintracht macht stark» Unsere Devise: «Einer für Alle, Alle für Einen!» Schweizer, warum schaust Du auf zu Deinen Bergen und hörst nicht, was Dich das kleinste Pflänzchen lehrt da droben? Und sieh, wie sie leuchten, die Blütenaugen, alle friedlich nebeneinander! Da ist nicht Neid und Missgunst; jedes Blümchen freut sich mit dem andern, dass ihm der Herrgott auch ein schön’ Gewändlein gegeben hat. Und der Mensch, die Gesellschaft, die Nationen und Staaten Europas im 20. Jahrhundert: «Geht heim und schämt Euch Alle vor uns Kleinen!» Wir da oben wissen: Ein Pflänzlein allein ist verloren, im Zusammenhalt liegt unsere Kraft und Existenz.
Wir sind durch das «grossartige», in aller Welt bekannte Alvier-Kamin hinauf «geschlotet». Jetzt erst auf kurzgrasigem Rasen leuchtet’s auf von Tausenden kleiner Pioniere. Das ist Alpenfrühling; Hochzeitstage Mutter Floras in den Bergen! Sage mir, wo findest Du Schöneres, Reineres im Tale drunten? Wahrhaftig, «ein Gruss Gottes!» «Und stark und kühn und mutig sind wir alle!» So rufen sie laut die Kleinen. «Lass stürmen und rauschen die Alpenwinde, lass brennen die Sonne auf’s harte Gestein, lass Frost und Wetter drohen, wir sind gewappnet, wir ducken uns zu Boden und schützen unsere Leiber vor den Feinden im Pelz und Mantel und hüten sorglich unsere mühsam erworbenen Schätze an Nahrung und Getränken, dass nicht der Tausendstel eines Milligrammes vergeudet werde. Und unter Schneelasten des Winters träumen wir von kommenden frohen Lebenstaten!» «Du kleinmütiger und doch wieder so hochnasiger, hochmütiger, eitler, eingebildeter Mensch Du! Alle Weisheit willst Du gepachtet haben, willst mehr wissen als den schönen Schöpfungsplan, den viele unter Dir sogar bemängeln, bekritteln, verbessern und gescheiter machen wollten. Und Du bist der erste, der die Flinte ins Korn wirft, wenn’s wettert am Menschenhimmel und wenn in Deine feinen, schönen Pläne der Blitzstrahl fährt. Ja, komm’ nur mehr zu uns; wir wollen Dir sagen, was Kampfesfrohmut, Durchhalten und Lebensfreude selbst im grössten Sturme heisst!»
Mit der Zeit sind auch die frostigsten S.A.C.-ler Seelen warm geworden am Herzen der Mutter Alpenflora. Und unvermutet bald standen sie alle droben auf dem Gipfel. Weit der Himmel, weiter, grosser Blick ins All, in die grosse Schöpfung! Und fernes, stilles Leuchten! Wer soll da noch predigen, wo die ganze Natur ein grosser Hymnus auf die Schöpfung ist? Und doch konnte es unser Cicerone nicht lassen, seinem Herzen Luft zu machen. Denn Philosophieren ist nun einmal seine Lust, notabene nicht Philosophie aus gelehrten Systemen, sondern Philosophie, geschöpft aus eigenster Erfahrung und Erkenntnis. Uns klang’s so durch, als hätte er eine geheime Wut auf die Krone der Schöpfung, und die Wut musste er entladen wie ein furchtbares Gewitter. Und doch wusste er noch nichts von dem, was drohend am Völkerhimmel heraufgezogen kam. Und siehe da! Auch die Natur gab ihm volles Recht. Denn tief unten vom Rheintal, vom Walensee herauf, von den Churfirsten und dem Säntis her brodelt’s auf wie aus grausem Hexenkessel und die Nebel fegen förmlich um die Felsenkanten. Mit straffem Finger weist der Tourenleiter nach der Gegend des Buchserberges. «Dort sucht Schutz vor des Himmels Zorn!»
Doch, wer wollte sich dem Frühling der Alpenhöh’n entziehen? Denn Ost- und Nordseite des Berges stecken noch im jüngsten Flor der Soldanellen, Aurikeln, brennend roten Primeln und leuchtend blauen Enzianen. Zweibeinige «Gletscherflöhe» klettern darüber auf die langgezogenen, blendend weissen Schneehalden, und im Saus fährt’s zu Tal.
Aber was wir alles noch gesehen auf dem Obersäss der Alp Matschuel! Dieser Alpenrosenhimmel! Wahrhaftig: Hier geboren werden, hier leben, hier sterben, aber nicht allein. Und hätten wir auf der ganzen Bergesfahrt nur das gesehen und gekostet – es reichte aus, zu sagen: «Es ist eine Lust zu leben.» Und wenn Dir das Schicksal wieder einmal eins zwickt!
Hie Alpenrosenfeuerglanz von Matschuel! – und alle Wogen ebnen sich und der Herzenssturm schweigt, wie jetzo der Berichterstatter. (E. B.)
(Quelle: Alpina 1915)