Der Weg nach Weesen und andere Fundstücke aus der alten Zeit

… Die erste Ortschaft, die wir betreten, ist das Dörfchen Ziegelbrücke, das fast ganz einer einzigen Familie gehört. Grosse Fabriken mit mustergültigen Einrichtungen für die Arbeiter beschäftigen 500 Menschen. ……
Es ist das überhaupt eine Merkwürdigkeit des Walensees, dass derselbe weder auf dem einen noch auf dem andern Ufer eine Strasse hat, so dass, wenn jemand zu Wagen vom untern Ende des Sees ans obere gelangen will, er sich zu einem Umweg von 20 Stunden durch das Gasterland, das ganze obere Toggenburg und das Rheinthal entschliessen muss. …
(Quelle: App. Kalender 1888, “Aus dem schönen Glarnerland”, Autor: Buss, Ernst)

… Die Farth auf dem Zürichsee hat mir nie sehr gefallen. Er ist gegen seine Länge nicht breit genug, und die Ufer haben etwas beengendes, weil da auch das kleinste Plätzchen vermaurt und verzäunt, oder bebaut ist. Hinter Stäfa wird die Aussicht in die Eisberge grösser, romantischer, aber von Schmerikon weg, wird die Natur immer anziehender. Man sieht ihr freyeres Spiel und hölzerne Hüten. Hinter Kaltbrunn kommt man ins grosse Gebierg. Da rauschen die herabströmenden Bäche, durch ausgehöhlte Steinbetten, waldigte Gruppen steigen aus der Tiefe empor, und hohe Wallnussbäume beschatten die Strasse. Weil es heftig regnete, hatten wir uns auf den Wagen des Glarner Boten gesetzt, und wir mussten uns das Vorübereilen der Gegenden gefallen lassen. Der erste Anblick der hintereinander sich schichtenden gewaltigen Berge ergriff mich mit entzückender Begeisterung.Ein Mädchen aus dem Toggenburg setzte sich bey der Ziegelbrücke mit in den Wagen. Sie war ungemein lustig, und gestand sie habe einen kleinen Rausch. Dennoch war alles was sie sagte und that, höchst unbefangen. Sie antwortete auf alle Fragen, wenn sie nur die Antwort wusste, und sie gab, was sie hatte, aber sie nahm auch was man ihr darbot. Auf unsere Bitte sang sie auch. Wir alle freuten uns der herzlichen Unbefangenheit und des frohen Sinnes dieses Naturkindes. O wenn ich dann an die gezierten, verschrobenen Puppen in der grossen Welt dachte! …
(Quelle: Fragmente von Wanderungen in der Schweiz von Carl Grass. Zürich. In Commission bey Heinrich Gessner, 1797.)

… Es ging jedoch, da wir drey robuste Ruderer hatten, sehr schnell, und nach Verlauf einer Stunde kamen wir bey der Stadt Rappersweil vorbey, wo eine Brücke, oder eigentlich nur ein Steg, ohne alles Geländer queer über den See geht. Die Länge der Brücke ist eine Viertel-Meile, und bey starkem Winde ists gefährlich drüber zu gehen, weil die Bretter ganz und gar nicht befestiget sind, und oft ins Wasser herabgeworfen werden. … Jetzt schienen mir die Ufer des Sees nicht mehr so anmuthig, auch bey weitem nicht so angebaut, als unten im Züricher Gebiete. … Als wir über den See hinaus waren, fuhren wir in dem Flusse Linth noch eine ziemliche Strecke hinauf, dessen Wasser sehr trüb und schwärzlicht war. Wir stiegen bey einem Wirthshause aus, welches sie das Schlössli nennen, und in den Canton Schweiz gehört. Gleich beym Hause geht eine Brücke über den Fluss, und in einer kleinen Entfernung liegt das Städtchen Uznach gegen über. Tracht und Sprache ist hier von der Züricher schon merklich unterschieden.Wir dungen hier ein Fuhrwerk mit zwey Rädern und einem Gaule bis nach Wesen, und machten uns am Morgen früh auf den Weg. Unser Gepäck wurde auf den Wagen gelegt, welcher nichts destoweniger zugleich die Reisekutsche der Baronin machte; und so wandelte der Fuhrmann, seinen Gaul an der Hand, voran, und der Baron mit mir neben dem Wagen. Wir kamen bald nach Uznach, welches ein schmutziges, trauriges Städtchen ist. … Meine Augen und Gedanken hafteten indes an den ungeheuren Bergen, die uns ringsum umschlossen. Ich erstaunte und freute mich, jetzt allen den Gegenständen so körperlich nah zu seyn, die ich bisher nur aus Erzählungen und Büchern gekannt hatte. … Auch das einfache Colorit schien etwas beyzutragen, das Erhabene dieses majestätischen Schauplatzes zu vermehren. … Wir gingen eine ziemliche Strecke an dem Ufer der Linth hin, die uns rechter Hand blieb und kamen bey einer bedeckten Brücke vorbey, über welche der Weg ins Glarnerland geht. Links hatten wir schroffe Felsenwände. Gegen Mittag erreichten wir den Flecken Wesen, der an dem einen Ende des Wallenstädter Sees liegt.
(Quelle: „Samuel Gottlieb Bürde’s Reise durch einen Theil der Schweiz und des obern Italiens“. Halberstadt in der Buchhandlung der Grosschen Erben, 1795.)

Wesen. Wirthshäuser: Rössli. Schwerdt. Von hier führt ein Fussweg über den Ammon-Berg in das Toggenburg. – Auf den Ammon-Berg hat man 1. St. zu steigen, und von hier kann man auf die Spitze des Schennisser-Berges gehen; eine kleine Reise, die gewiss intressant ist. …
(Quelle: „Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art in der Schweitz zu reisen“ J. G. Ebel, M.D. Zürich. Bey Orell, Gessner, Füssli und Compagnie, 1793.)

Weesen am Wallensee als Fremden-Pensionsplatz. Selten hat ein Ort in so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung als Pensionsplatz gewonnen wie Weesen am freundlichen «Gelände am See». Kaum hatte die Eisenbahn die Schifffahrt verdrängt, erhob sich auf dem herrlichen Punkte oberhalb des Bahnhofes ein komfortables Gasthaus zur Aufnahme der zahlreichen Gäste, die sich gerne da niederliessen, weil sich ihnen beständig das herrlichste Panorama mit den Felsenzinnen des Freibergs, des Glärnisch und Rauti bietet. Dieser unerwartete Fremdenzudrang ermuthigte den genialen Hrn. Architekten Breitinger, den prachtvoll gelegenen Gasthof zum Schwert am See anzukaufen und fast gänzlich umzubauen. … Sitzen wir auf die ausgedehnte Terrasse des Hauses und schauen die Gegend etwas näher an, so fesselt uns zuerst der blaue See mit seinen Gondeln und die in der besten Entwicklung stehenden geschmackvoll angelegten parkartigen Anlagen nächst dem Hotel. Dann blicken wir hinauf nach den Felswänden der Kurfirsten mit dem Bergdorfe Ammon; links am Ufer, durch dessen steinigen Rand Eisenbahntunnel gebohrt sind, durch die das rauchende Dampfross keucht, lächeln uns die Bergdörfer von Kerenzen entgegen, auf die sich in wenigen Stunden die genussreichsten Ausflüge machen lassen. Alles, was Natur und Kunstsinn in so engen Rahmen zu wirken vermögen, vereinigt sich hier auf diesem paradiesischen Fleck Erde. Die in Aussicht stehende Gasthausbaute auf dem Speer wird sicher … noch mehr neue Gäste zuführen.
(Quelle: Die Alpenpost 1872)

Weesen. Durch die projektirte Bahn Ziegelbrücke-Linthal wird Weesen etwas bei Seite gesetzt, allein das wird dem Kurorte keinen Nachtheil bringen; denn die wundervolle Lage, die trefflichen Hotels und Pensionen und das milde Klima bleiben und werden nur eifriger gesucht, je mehr man sie suchen muss. Der Biberlikopf, der schon zur Römerzeit eine wichtige Warte war, wird wohl in nächster Zeit als solche im modernen Sinne auferstehen. Zu Füssen die Bahnhöfe und die Stätten der Industrie und Bildung, dann nach 3 Seiten hin der Blick in 3 ganz verschiedene Thäler und rings das imposante Alpenpanorama – das dürfte den Spekulationsgeist zur Errichtung eines «Grand Hotel Biberlikopf» wach rufen.
(Quelle: Alpenpost 1873)

…Quinten. Diese auch aus zerstreueten Häusern bestehende Pfarre liegt an der mitternächtigen Seite des Wallen-Sees in steynichten Gebirgen.…Auf Ammon, auch Amden. Ein hoher, aber gar angenehmer Berg, auf der mitternächtigen Seite des Wallen-Sees. Auf dem Berg liegt die Gemeine und volkreiche Pfarre Ammon. Sie ist wol auf eine halbe Stunde über den See erhöht, auch von Felsen fast eingezäunt, durch welche an vielen Orten der Weg gesprengt und ausgehauen ist; dennoch liegt die Gemeine gar sonnenreich, hat auch einen sehr guten Wieswachs.… Wesen. Er ist dermalen ein offener Fleken, welcher der Ueberschwemmung des aufschwellenden Sees vielfältig ausgesezt ist. Denn bey Wesen ist derselbe ziemlich erhöhet; bey der Ziegel-Brüke aber wird der Abfluss des Wassers stark gehemmt. Dieser nachtheilige Umstand verursachet in dem Fleken viele Krankheiten; auch in den Gebäuden und den Habseligkeiten der Einwohner bemerket man von Jahren zu Jahren einen starken Verfall, ungeachtet dass alle nach Italien durch Bündten gehende und zurükgeführte Kaufmanns-Güter hier durchgeschift werden. …Es ist nicht selten, dass durch den Fleken zur Frühlings- und Sommers-Zeit mit Brettern und Stägen Weg und Pass muss gemacht werden. In den Jahren 1762 und 1764 stuhnd der Fleken so sehr unter Wasser, dass man aus den Schiffen in die Wohnstuben der Häuser, welche doch ein Stokwerk erhöht sind, hineinsteigen konnte.… Die Einwohner des Flekens ernähren sich von der Schiffahrt, der Fischerey und der Wirthschaft, wegen dem täglich starken Durchpass. Auf dem Berg halten sie eine gute Viehzucht, die daran liegenden Alpen sind einträglich, die Ebene aber an Obst reich. Um den Fleken ist etwas Weinwachs, theils in der Ebne, theils aber an sonnenreichen Halden. Man legt hier die Weinreben in Bogen, und pflanzt unter denselben Gras.
(Quelle: Genaue und vollständige Staats- und Erd-Beschreibung der ganzen Helvetischen Eidgenossschaft, derselben gemeinen Herrschaften und zugewandten Orten. Erster Band, Zürich, bey Orell, Gessner und Compagnie. 1765. Daraus: Die Landvogtey Gaster. Von Johann Conrad Fäsi)

Weesen liegt wunderlieblich am See nahe dem Ausfluss der Linth. Der Blick, der sich uns hier aufthut auf den ernsten, stillen, rings von Bergen umschlossenen See mit seinen steilen Ufern, zur Rechten die senkrechten Felswände des Kerenzerberges mit dem schlanken, trotzig kühnen Mürtschenstock darüber, zur Linken der schön geschnittene, zackige Leistkamm, im Hintergrund der gezahnte Gipfelkranz der Alviergruppe, gehört zum Malerischsten und Reizvollsten, was es in der ganzen Schweiz zu sehen gibt. … Spaziergänge unter den Anlagen am See, durch das östlich gelegene, mit Häusern und Villen besäete, fruchtbare Gelände «Fly», durch lauschige Buchenwälder und von Bächen durchrauschten Schluchten bieten eine unerschöpfliche Fülle der anmutigsten Motive. … Wahrlich ein bevorzugtes Fleckchen Erde. …
Der See bietet Gelegenheit zu Bädern (Badhäuschen), zur Angelfischerei, die den Fremden gestattet ist, und zu Kahnfahrten, wofür im Hafen beständig Gondeln bereit liegen. Interessant ist die Fahrt mit dem vermittelst Elektrizität betriebenen Accumulatorenboot Electra, das mit der Schnelligkeit eines Dampfers glatt und geräuschlos über die Wasserfläche gleitet und den Fremden zur Verfügung steht. …
Spaziergänge: … durch schattigen Waldpark auf den das Fly überragenden Kapfenberg, der auf zwei verschiedenen Punkten einen wundervollen Überblick über den See und die ganze Gegend gewährt (25 Min., eigentümliche Felsformationen, die sogen. Geissstube, Überreste einer Burg). Nach der in senkrechte Felswände eingehauenen, äusserst romantischen und aussichtsreichen Amdener Strasse (bis zum Kapellchen 1 Std.) und von da auf guter Poststrasse oder über einen Treppenweg nach dem hoch auf muldenförmiger Bergterrasse gelegenen sonnigen Pfarrdorf Amden (939m, von Weesen 2 Std., prächtige Schlucht, herrliche Aussicht, Gasthäuser). Auf den Biberlikopf (1/2 Std., Ruhebänke).
Bergtouren: 1. Über Bützalp und Alp Oberkäsern, wo einfaches Berghotel, auf den Speer (1954m, 4 Std.), den Rigi der Ostschweiz, mit grossartiger Fernsicht bis zum Bodensee und vom Finsteraarhorn bis zur Albulakette. Bequeme Tour. 2. Über den Amdenerberg ins Toggenburg. Passhöhe 1541m. Bis Nesslau 6-7 Std. Herrliche Aussicht. 3. Auf den Leistkamm (2105m, von Amden 4 Std.)
(Quelle: Führer für Glarnerland und Walensee. Dr. Ernst Buss. Glarus 1897)

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